Full text: [Teil 2 = Mittel- und Oberstufe, [Schülerband]] (Teil 2 = Mittel- und Oberstufe, [Schülerband])

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Im Herbst, wenn die Haselnüsse, Eicheln und Bucheckern reif 
sind, hat das Eichhorn gute Zeit, es feiert alle Tage Erntefest. An 
seinen Vorderpfoten hat es zwar keinen Daumen, sondern an der 
Stelle, wo ein solcher sitzen sollte, nur eine Warze; trotzdem greift's 
mit ihnen zu wie mit den Händen, hält sich am schwanken, dünnen 
Haselzweig fest und holt sich die Nuß aus den Schlauen. Nachher 
sitzt es auf dem Ast, die Ohren, wie Hörnchen gespitzt, den Schwanz 
hoch über den Rücken gekrümmt. So hält es die Nuß mit den Vor— 
derpfoten und spaltet sie mit scharfem Biß geschickt in zwei Hälften. 
Findest du Nußschalen im Walde, so kannst du auch bald erkennen, 
wer der Nußknacker gewesen ist; die Mäuse fressen nur ein Loch in 
dieselben, das Eichhorn halbiert sie. Eckzähne hat das Eichhorn nicht, 
dagegen oben und unten zwei sehr kräftige Schneidezähne, die scharf 
wie Meißel aufeinander passen. Mit diesen zerbeißt es die festen 
Nußschalen, schält die Schuppen der Tannen- und Fichtenzapfen ab, 
um die kleinen Samen hervorzuziehen; ja, es zerbeißt auch Knospen 
und Rinde junger Sprossen. Die Zähne wachsen fortwährend nach; 
das Tierchen fühlt deshalb auch das Bedürfnis, Hartes zu beißen, um 
sie abzunutzen. Ist es im Käfig eingesperrt und wird nur mit 
weichen Nahrungsmitteln gefüttert, so versucht es, das Holzwerk zu 
benagen, und wenn es daran gehindert ist, wachsen ihm die Nage— 
zähne so lang, daß die Backenzähne nicht mehr aufeinander passen. 
Hat das Eichkätzchen viel Speise, so sorgt's auch für die Zu— 
kunft. Es trägt ganze Haufen von Nüssen in das Baumloch oder 
unter das Wurzelwerk, andere versteckt es in den Ritzen der Baum— 
rinde. Kommt dann die schlimme Zeit, daß im Walde nicht mehr 
viel zu haben ist, so sucht es die Vorräte auf und speist von seinem 
Ersparten. Freilich vergißt es mitunter auch wohl, wohin es die 
Schätze versteckt hat, oder der hohe Schnee hindert im Winter das 
Auffinden. 
Ist das Wetter zu schlecht, so verstopft das Eichhörnchen die 
Tür seines Nestes, rollt sich zusammen und schläft oder liegt wenig⸗ 
stens still. Es kommt dann wohl mehrere Tage lang nicht zum 
Vorschein. Scheint die Sonne wieder, so macht es selbst mitten im 
Winter eine Turnfahrt. Wenn dann die Bäume ohne Laub stehen, 
hat es sich aber auch am meisten vor seinen Feinden zu hüten. Bei 
Tage droht ihm der Bussard, bei Nacht die Eule. Sein schlimmster 
Verfolger ist der Baummarder, welcher mindestens ebenso flink 
klettert wie es selbst. Das Eichhörnchen sucht sich dann gewöhnlich 
dadurch zu reten, daß es blitzschnell rings um den Stamm läuft.
	        
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