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die Luft verunreinigende Gase empor, die schon durch ihren un¬
angenehmen Geruch lästig empfunden werden.
Wenngleich jedes lebende Wesen zur Atmung eigentlich nur
den Sauerstoff der Luft gebrauchen kann und ohne sein Vorhanden¬
sein ersticken müßte, so ist dennoch die scheinbar ungünstige Mischung
der Luft für uns ein Glück. Wäre das Mischungsverhältnis zwischen
Sauerstoff und Stickstoff umgekehrt, so würde unser Körper in dem¬
selben Verhältnis schneller aufgezehrt, da die inneren Lebensvorgänge
sich viel schneller abwickeln würden.
2. Die atmosphärische Luft umhüllt unsre Erde in Form einer
Hohlkugel. Über die Höhe, bis zu der sie reicht, ist man noch
nicht völlig im klaren; jedoch nimmt man gewöhnlich eine Luft¬
schicht von ungefähr 10 Meilen an.
Die Luft ist zwar 777mal leichter als Wasser; trotzdem muß
das Gewicht der auf der Erde lastenden Luftmasse ein außerordent¬
lich großes sein. Der Druck, den die Luft auf eine beliebige Fläche
ausübt, wird zweifellos gleich sein dem Gewicht einer Luftsäule,
deren Grundfläche besagte Fläche und deren Höhe die Höhe der
Luftschicht ist. Man hat nun berechnet, daß die Luft auf jedes
Quadratmeter einen Druck von über 10 000 kg ausübt. Der Gesamt¬
druck der Luft auf die ganze Oberfläche eines Menschen beträgt
etwa 15 000 kg. Dieses ungeheure Gewicht wird jedoch nicht emp¬
funden, weil der Druck von allen Seiten mit gleicher Stärke er¬
folgt, also überall ein ausgleichender Gegendruck stattfindet. Der
Luftdruck ist nicht überall derselbe. Er ist abhängig von den Tem¬
peraturen, Feuchtigkeitsverhältnissen der Luft und der Höhe, in der
er gemessen wird.
3. Wenn der Luftdruck an verschiedenen Orten auf der Erd¬
oberfläche infolge der Luftmenge über ihr verschieden ist, so hat die
Luft das Bestreben, diesen Unterschied auszugleichen, und strömt
deshalb von dem Gebiete höheren Luftdrucks in das niedere; diese
Bewegung der atmosphärischen Luft nennen wir Wind. Liegt z. B.
Schweden und Norwegen in einem Bereich hohen Drucks und Deutsch¬
land in einem niederen, so muß die Luftmasse von dort zu uns mehr
oder minder schnell herüberdrängen. Wir hätten dann also nörd¬
liche Winde, oder vielmehr: wir sollten sie haben. Da aber die Erde
sich fortwährend von Westen nach Osten dreht, werden die Winde
etwas nach rechts abgelenkt, und wir erhalten darum Nordostwind.
Die Stärke der Bewegung richtet sich nach der Größe des Luft¬
druckunterschiedes. Wenn er bedeutend ist, weht der Wind stark.