— 137 —
mit, und schmeckte ihm die schlechte Kost gut, denn es waren vergnügte
Gesichter dabei. Wie sie gegessen hatten, uͤnd Schlafenszeit war, rief die
Frau heimlich ihren Mann und sprach: „Hör, lieber Mann, wir wollen
Uns heute Nacht eine Streu machen, damit der arme Wanderer sich in
unser Bett legen und ausruhen kann; er ist den ganzen Tag über gegangen,
da wird einer müde.“ — ‚Von Herzen gern,“ antwortete er, „ich wills
ihm anbieten,“ ging zu dem lieben Gott und bat ihn wenn's ihm recht
wäre, möchte er sich in ihr Bett legen und seine Glieder ordentlich aus—
ruhen. Der liebe Gott wollte den beiden Alten ihr Lager nicht nehmen,
aber sie ließen nicht nach bis er es endlich that und sich in ihr Bett legte; 10
sich selbst aber machten sie eine Streu auf die Erde. Am andern Morgen
standen sie vor Tag schon auf und kochten dem Gast ein Frühstück so gut
sie es hatten. As nun die Sonne durchs Fensterlein schien, uͤnd der liebe
Gott alufgestanden war, aß er wieder mit ihnen und wollte dann seines
Weges ziehen. Als er in der Thür stand, sprach er: „Weil ihr so mitleidig
und fromm seid, so wünscht euch dreierlei, das will ich euch erfüllen.“ Da
sagte der Arme: „Was soll ich mir sonst wünschen als die ewige Seligkeit,
nd daß wir zwei, solange wir leben, gesund sind und unser notdürftiges
tägliches Brot haben; fürs dritte weiß ich mir nichts zu wünschen.“ Der
liebe Gott sprach: „Willst du dir nicht ein neues Haus für das alte wünschen?“
Da sagte der Mann: „Ja, wenn das ginge, wär's mir wohl lieb.“ Nun
erfüllle der Herr ihre Wünsche und verwandelte ihr altes Haus in ein
schönes neues, und als das geschehen war, verließ er sie und zog weiter.
.
AAls es voller Tag· war, der Reiche aufstand und sich iuns rn legte,
sah er gegenüber ein schönes neues Haus da, wo sonst die älte sse
slanden hatten Da machte er große Augen, rief seine Frau und sprach:
„Frau, sieh einmal, wie ist das zugegangen? Gestern Wends stand dort
eine elende Hütte, und nun ists ein schönes neues Haus; lauf doch einmal
hinüber und höre, wie das gekommen ist.“ Die Frau ging hin und fragte
den Armen aus; der rzählte ihr: „Gestern abends kam ein Wanderer, der 9
n — und heute morgen n a
ihrt die ewige Seligkeit, Gesundheit in diesem Leben und das
sosdrflige tägliche Brot dazu und statt unserer Hütte e neues
Haus. · As die Frau des Reichen das gehört hatte, lief sie fort und
erzählte ihrem Manne, wie es gekommen war. Der Mann sprach: „Ich 6
moöͤchte mich zerreißen und zerschlagen; hätt' ich das nur gewußt! Der
reinde ist auch bei mir gewesen, ich habe ihn aber abgewiesen · — ‚vVeeile
dich prach die Frau, und setze dich auf dein n der Mann ist noch
nicht weit; du mußt ihn einholen und dir auch drei Winsche gewähren lassen.“
Da sehte sich der Reiche auf und holte den lieben Gott ein, redete 0
fein und leblch zu hm und sprach, er niöcht's nicht übe sschm̃en, daß er
ncht gleich wäre eingelassen worden, er hätte den — zur Hausthür
gesucht, derweil wäre er weggegangen; wenn er des ve zurückkäm̃e, muͤßte
er bei ihm einkehren. „Ja,“ sprach der liebe Gott, „Veln ich einmal zurück⸗
konnune, will ich es thun.“ Da fragte der Reiche, ob er nicht auch drei *
Wünsche thun dürfe wie sein Nachbar. Ja, sagte der liebe Gott, das