Full text: [Teil 2 = Mittelstufe, [Schülerband]] (Teil 2 = Mittelstufe, [Schülerband])

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Dort sitzt ein anderer auf dem Pfahle am Wege und verdaut wahrscheinlich 
seine genossene Mahlzeit. Er ist sehr vorsichtig und läßt niemand nahe 
lommen; denn die Raben sind für ihr Leben gaär sehr besorgt. Ei, was 
für eine Stimme der hat! Schön ist sie nicht, das könnte ich nicht sagen, 
aber laut ist sie, daß einem die Ohren gellen 
Nun, was suür Geschrei ist das mit einem Male, und wo ist die 
Menge Raben so plohlich hergekommen? Ist ein Streit ausgebrochen? 
Die Burschen sind a boll und wütend und fliegen wie besessen umher. — 
Ein Raubvogel verursachte den Lärm. Ein Gluͤck für ihn, daß er so hoch 10 
fliegen kann, und daß seine Feinde ihm nicht so hoch nachfolgen können. 
Hun, wie sie grimmig auf ihn losschießen und ihm eins zu versetzen suchen! 
Er weicht aber geschickt aus. Jetzt ist der Zorn abgekühlt, und sie zer⸗ 
streuen sich nach und nach. 
In die Gipfel hoher Bäume bauen die Raben das Nest aus Reisern, 15 
Baumwurzeln, Dornzweigen und füttern es mit Moos, Wolle, Federn und 
Haaren aus Da hiein legen sie drei, vier, fünf grünliche braunbefleckte 
Eier Kommt der Winter, so machen sie Besuche in Dörfern und Städten, 
nicht aber, um sich nach dem Befinden der Einwohner zu erkundigen, sondern 
um etwas für ihren Magen zu holen. Schlachtet ein Bauer, so zeigen 20 
die Raben eine große Teilnahme an diesem Ereignisse. Können sie keinen 
Bissen erwischen, so ergötzen sie sich wenigstens am Geruche; denn riechen 
können sie, obgleich ihre Nasenlöcher mit Borsten verdeckt sind Mit dem 
Frühjahr ziehen sie vieder ab, ohne Abschied zu nehmen. Es sehnt sich 
aber auch kein Mensch nach ihnen; höchstens freut man sich, wenn sie eine * 
gute Feder verlieren, weil man sie zum Zeichnen gebrauchen kann 
197. Preue Freundschaft. 
Brüder Grimm. 
Der Rabe, den die Vögel für einen Weisen halten, sabs auf einem 
Baume des Waldes. Da kam der Vogelsteller, stellte sein Netz, streute 
Samenkörner darein und ging vwieder fort. Aber der Rabe fürchtete 
diel vor dem Netze und versteckte sieh in das dichte Laub. Und ein 0 
Schwanm vilder Faunben Lam, der sah das schöne Gerstenfutter und 
getate vieb und frass davon. Aber das Netz fiel zu, da vwaren sie ge 
fangen und flatterten darin herum. Da sprach die Führerin des 
Sehwarmes: „UOns hillt nicht, also hin und Ber zu flattern; lalst uns 
aber verueben, alle auf einmal in die HEöhe zu fliegen; vielleiebt ver- 5 
mõögen wir das Netz mitzunehmen.“ Und sie flogen alle zusammen in 
die Höhe und nahmen das Netz mit sich. 
er dec Rabe latte alles mit angesehen, wie Binigkeit sie stark 
machte, und flog hnen nach. 
Dud die Miben hatten sieh niedergesetzt in ein Fruehtfeld, in 4d 
der Nuhe eines Baumes, und berieten, vie sie aus dem Netze kommen 
möchten. Da sprach eine von dem Sehwarme: „Ieh habe sehon Lngst 
Proundschaft geschlossen mit einer Maus, die hier in der Nähe wohnt. 
Il vwill ie rufen, dass sie das Netz zernage.“ Und sie rief die Maus 
Die un aus hrer Hoble heraus und zernagte bald die Schnüre. und
	        
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