——
Pestung und Thüringens größte Stadt, mit seinen Domtürmen,
auf denen eben der Morgen eingeläutet wird. Da bliekt von
Nordwesten her, aus den grünumlaubten Bergen heraus, die
altẽ, graus Warthurg zu dir herüber. Aut der anderen Seite
des Gebirges erheben sieh der Schneekopf und der Beerberg,
welehe dem Inselberg die Aussicht versperren, weil sie selbst
noch ein wenig höher sind als er. Gegen Süden aber siehst
du den Dolmar bei Meiningen und die seltsamen Gleichberge bei
Römhild. Aueh zum blauen Rhöngebirge reicht dein Blick,
wo der Bayernkönig regiert und auf dem hohen Kreuzberge
Mõnche im einsamen Kloster wohnen. Und hast du scharfe
Augen, so Kannst du dort im Nordosten in weiter Perne in
der Goldenen Aue den Kyffhäuser Berg erkennen, in dem, wie
die Leute sagen, der mächtige Kaiser Rotbart fast 700 Jahre
lang am steinernen Tische sabß und schlief, bis 1871 das
deutsche Reich wieder neu erstand. Weiter hin im Norden
zeigt sich wie eine Wolke der hohe Brocken oder Blocksberg,
auf dem, wie das Märchen erzählt, zu Walpurgis die Hexen
ihren Tanz und Spuk halten. Luhner.
149. Thũüringer Volkslied.
Ach, wĩe ĩst's möõglich dann,
daß ĩeh dĩeh lassen kann?
Hab dĩeh von Herzen lieb:
Das glaube mĩr!
Du hast dĩe Seele meĩn
so ganz genommen eĩn.
daß ich Lein' andre lieb' als dĩeh allein.
Rlau blũüht ein Blũmeleĩn;
das heißt Vergißnĩehtmeĩn.
Dĩes Blũmlein leg' ans Hera
und denk' an mĩeh!
Stürbt Blum' und Hoffnung gleĩeh,
wiĩr sind an Lĩebe reĩen;
dann die stirbt nĩe beĩ mĩr:
Das glaube mir!
55