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306. Die Glocken. 
Es geht ein Zittern durch die Luft, 
ein Schweigen, wie vor'm Sturme. 
Man fühlt, wie jeder bangend lauscht. — 
Fernher wie Adlerflug es rauscht. 
Da, horch! — es läutet vom Turme. 
Was mag es sein? Ruft's zum Gebet? 
Oder —? die Pulse stocken. 
Da fällt's von allen Türmen ein, 
das schallt so wuchtig, voll und rein: 
Sieg! Sieg! so jauchzen die Glocken. 
Da leuchten die Augen, da dehnt sich die Brust, 
als wollt' sie vor Freude zerspringen. 
Da bricht es heraus in Jubelgebraus, 
da flattern die Fahnen von Haus zu Haus. 
und die alten Lieder erklingen. 
Und ganz zuletzt hebt ein Glöcklein noch an, 
das hat seit Siebzig geschwiegen. 
Es zittert ein tiefes Weh in dem Klang, 
ein verhaltener Schrei, ein Schluchzen bang. — 
— Und wir träumen von neuen Siegen. 
Jakob Löwenberg.