Full text: Lesebuch für die 3. und 4. Klasse der pfälzischen Volkshauptschulen

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263. Ludwigshafen und der Vhein. 
Es ist ein sonniger Sonntagmorgen. Hell funkelt und glitzert der 
Rhein. Weiß, rot und grün gestrichene Schiffe liegen an den Ufern und 
ruhen von der schweren Arbeit der Wochentage aus. Lustige Musik ertönt. 
Den Strom herab gleitet ein Dampfer. Die Fähnlein flattern im Winde. 
Frohe Menschen füllen das Deck. Sie winken mit Hüten und Tüchern 
und grüßen jubelnd die Spaziergänger am Ufer. Das Schiff kommt von 
Speyer und fährt hinab zur alten Nibelungenstadt Worms oder gar zum 
Niederwald. Von frohem Leben, Sang und Klang war Vater Rhein von 
jeher ein Freund. 
Aber an Wochentagen sind seine Ufer eine Stätte harter Menschen— 
arbeit, namentlich bei Ludwigshafen. 
Da kommt ein mächtiger Dampfer den Rhein herauf. Schwer arbeitet 
er gegen den Strom. Aus zwei Schornsteinen quillt dicker, schwarzer 
Rauch; die hohen, breiten Schaufelräder zu beiden Seiten des Schiffes 
greifen mächtig in die Fluten, so daß das Wasser weißschäumend aufspritzt 
und große Wellen bis zu den Ufern schlagen. In riesigen Buchstaben 
lesen wir den Namen des Schiffes: Rotterdam. An starken Drahlseilen 
schleppt es große Kähne hinter sich her: drei, vier, fünf, sechs, sieben — 
einen hinter dem anderen. Sie müssen schwer beladen sein; denn sie gehen 
bis zum Rand im Wasser. Nun lösen die Schiffer auf einem der Kähne 
das Schlepptau. Wie ein Wagen, der einmal im Laufen ist, noch kurze 
Zeit weiterfährt, so gleitet auch der Schleppkahn noch eine Strecke fort. 
Er wird ans Ufer gesteuert. Dieses steigt senkrecht in die Höhe. Aus 
gewaltigen Sandsteinblöcken ist es hoch aufgemauert. Schon stehen Leute 
auf der Mauer bereit. Sie fangen die vom Kahn aus ihnen zugeworfenen 
Seile auf und winden sie um feste Pflöcke oder binden sie an eiserne Ringe 
am Boden an. Nun sehen wir auch die Ladung des Fahrzeuges. Sein 
weiter Bauch ist mit Weizen angefüllt. Es mögen wohl 80000 Zentner 
sein. Daran hätten schon 5 bis 6 Eisenbahnzüge fortzuschaffen. Es ist 
ausländisches, überseeisches Getreide. Auf Dampfern, die viel größer als 
die auf dem Rheine sind, kam es über das Meer nach Rotterdam in Hol— 
land. Dort wurde es in kleinere Schiffe verladen und auf diesen den 
Rhein heraufgeschleppt. Das kostet lange nicht so viel Geld wie die Fracht 
mit der Eisenbahn. 
Dicht an der Ufermauer erheben sich dreistöckige, lange Gebäude. Es 
sind Lagerhäuser für Getreide. Viele tausend Zentner kann man darin 
aufheben. Aber nicht in Säcken wird der Weizen aus dem Schiff auf 
die Speicher derselben gebracht. Was viele Menschen in Tagen arbeiten
	        
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