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und Geschwistern, nach seinen Bergen und Almen. Und nur
fremde Laute um sich zu hören machte ihm das Eingewöhnen
noch schwerer. Doch Meister Amati war ein herzensguter
Mann. Er behandelte den bescheidenen, aufmerksamen Jungen
freundlich und nachsichtig und dieser suchte die Liebe des
Meisters durch FHleiß und Willigkeit zu vergelten. Matthias
machte die erfreulichsten hortschritte. Nach wenigen Jahren
gehörte er zu den besten Schulern Amatis. Der alte Lehr-
meister sprach offen seine Zufriedenheit aus und liebh Matthias
an der Herstellung der feinsten und wertvollsten Instrumente
mitarbeiten. Das ärgerte die welschen Genossen in der
WVerkstaätte. Sie hatten den stillen Deutschen, der so wenig
Ruhmredens von sich machte, sich nie vordrängte und doch
überall voran war, ohnehin nicht leiden können. Aus dem
kleinen Neide ward mit der Zeit ein grober Haß und zuletzt
fahten die Welschen einen teuflischen Entschluhß: sie wollten
dem Gesellen Klot auflauern, wenn er vom Abendtrunk aus
der Schenke heimbehrte.
Wie sie es besprochen, so machten sie es. Auf dem nãcht-
lichen Heimweg überfielen zwei vermummte Gestalten den
Deutschen und drangen mit Waffen auf ihn ein. Dieser wehrte
sich die Feinde mit seinem derben Stock so lange ab, bis er
im Hause des Meisters Zuflucht und sicheres Versteck fand.
Hier erst sah er, dah er verwundet war. Er hatte zwei Dolch-
stiche am Arm und erkannte, dah es die Halunken darauf ab-
gesehen hatten, ihn für seine Kunst arbeitsunfähig zu machen.
Nun mochte er nimmer länger in Cremona bleiben. Der
greise Meister billigte, obwohl er den geschickten Gesellen
gern noch längere Zeit behalten hätte, dessen Entschluß. Er
war Matthias selbst zur Hlucht behilflich. Eine Zeitlang irrte
nun der Deutsche ruhelos im Welschlande umher. Da gingen
ihm die Sparpfennige aus. Er geriet in solche Not, dab er
sich als Soldat anwerben lieb. Bald jedoch kehrte er zu sei-
nem Geschäfte zurudt. Um sich weiter auszubilden besuchte
er noch mehrere Städte, wo berühmte Geigenbauer lebten,
und arbeitete dort.
Nach zwanzigjähriger Abwesenheit zog Matthias Klotz end-
lich heim. Was er gelernt hatte, wollte er auch anderen zu-
gut' kommen lassen. Bald scharte der junge Meister lernbe-
gierige Schuler um sich. Zum Teil waren diese aus seiner