Full text: [Teil 4 = (4. Schuljahr), [Schülerband]] (Teil 4 = (4. Schuljahr), [Schülerband])

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132. Die Lorellen. 
Bei hellem Sonnenschein spielten im Valdbächlein unter 
platschernden Wellen lustige, Heine Porellen. Da kam herab ein 
Pischerknab' mit Angel und Netzen, und um sich zu ergötzen, 
legt er sich nieder am grünen Rand, nahm ein Pfeifehen in seine 
Hand und sprach: «Ihr Fischlein, gemach! Haltet ein venig still 
und hört, vas ieh will. Ieh Könnt' euch fangen nach meinem 
Verlangen, allein, venn ihr artig seid, geschieht eueh kein Leid. 
Nur but ieh vor allem um einen kleinen Gefallen; vas ich be— 
gehr', ist wenig im ganzen; ich will euch was pfeifen, danach sollt 
ihr tanzenl» 
Jetzt nimmt er sein Pfeifehen und pfeift, das junge Volk aber 
treift und gchweift die Rreuæz die Quer, hin und her. Sie schauen 
spöttiseh den Knaben an: «Dein Stuckchen steht uns nicht an. 
Der Knabe verliert nicht den Mut, er spricht: «Gutl Spitzt euer 
Ohr, ich spièl eueh ein andres Stückchen vorl» 
r dinmnt sein Pfeifehen wieder und pfeift, das junge Volk 
ber streift und schweift die Kreuz die Quer, hin und her, schauet 
den Knaben spöttisch an: «Dein zweites Stückehen steht uns aueh 
nicht ane» Dert Ruabe labt siebl's noch nieht verdrieben, und als 
gie wieder voruberschieben, ruft er: «So hört doeh ein Augen 
bliclkchen, ich spiel eueh nun schon das dritte Stückchenl 
So spiolte der Knabe fort und fort, gab ihnen noch manches 
gute Wort; sie wollten durchaus sich nicht zureden lassen, es war 
lles in den Wind geblasen. Bald gefiel ihnen der Takt nieht 
recht, bald war ihnen die Musik zu schlecht, bald drückten sie 
dio engen Schulb, zuletzt hörten sie gar nicht mehr zu. Da ward 
es dem RKnaben endlieh zu viel; er legte beiseit sein Pfeifenspiel, 
pahin sein Netz zur Hand, stieg an des Bächleins Rand und hat 
die Porellen gefangen, dab ihm auch nicht eine entgangen. 
Drauf steckt er sie in sein Pab und wanderte fürbaß mutter 
eelenallein in die Stadt hinein, trug sie von Haus zu Haus und 
pot sie aus. Das walrte gar nicht lang, verkauft var der ganze Pang. 
Die Jungfer Köchin war gleich zur Hand, der Kessel schon 
an dem Beuer stand, und in die siedenden Wellen wart sie die 
armen Vorellen. Da sprangen und schnellten sie in die Höh: 
Wie wollen gern tanzen, o wehl o weh! Obring uns nur wieder
	        
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