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hat auch Berg und Thal ein ander Kleid, ein neues Leben schallt,
wohin man schaut. ßBört ihr im Walde dort die Büchse knallen,
die Hunde bellen, das Zallo der Jäger? Hört ihr am Slusse dort
das Lied der Winzer? das klingt von Berg zu Berg bis tief ins
Thal, und von den Schiffen unten schallt herauf Musik und Becher—
sklang, Gesang und Lachen. Und draußen auf den Seldern, welche
Cust da laufen frische Jungen hin und her, und in die Luft da
steigen große Vögel, weiß glaͤnzt ihr Leib, daran ein langer Schweif.
Hoch steigen sie empor, als ging es gleich bis in die Sonne.—
aber seht! jetzt faßt ein Wind die fliegenden, sie fangen an zu sinken,
sie flattern hin und her — da liegen siel — Und siehe da, die
wunderbaren Vögel sind weiter nichts als Drachen von Papier.
Das sind mir schlimme Boten, diese Vögel; wann sie erscheinen,
dauerts nicht lange mehr, da kommen Wind und Regen, und vor—
bei ist's mit der Lust da draußen, paßt nur auf!
152. Der Weinberg.
Ein Vater sagte kurz vor seinem Tode zu seinen drei Söhnen:
„Viebe Kinder! Ich kann euch nichts zurücklassen als diese unsere Hütte
und den Weinberg daran. In dem Weinberge aber liegt ein Schatz
verborgen. Grabt nur fleißig nach, so werdet ihr ihn finden. — Nach
dem Tode des Vaters gruben die Söhne den ganzen Weinberg mit dem
größten Fleiße um — und fanden weder Gold noch Silber. Weil sie
aber den Weinberg fleißig wie nie zuvor bearbeitet hatten, so brachte er
eine solche Menge Trauben hervor, daß sie darüber erstaunten. Jetzt
erst fiel den Söhnen ein, was ihr seliger Vater mit dem Schatze gemeint
halle, und sie schrieben an die Thüre des Weinberges mit großen
Buchstaben:
Die rechte Goldurub ist der Pleib für den, der ĩhm æu iben we..
153. Die Herbstzeitlose.
Durch die Herbstzeitklose meldet sich der Herbst an. Es wird uns
wehmütig ums Herz, wenn der blaßrote, nackte Herbstbote plötzlich auf
den geschorenen Wiesen erscheint und das Ende des Sommers anzeigt.
Wenn die Blütezeit das Hochzeitsfest der Pflanzen ist, so hat die
Herbstzeitlose ihre Hochzeit zuletzt. Sie will wohl die grüne Wiese allein
zum Tanzplatze haben und nicht mit ihren Schwestern teilen. Wir
wollen uns nun die Herbstbraut einmal näher ansehen.
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