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Hund mit den Beinen und dem halben Körper ganz in die Kleie ein—
gesunken, und er sah sich bald gezwungen, wenn er nicht darin ersticken
wollte, ganz ruhig zu sitzen. Eine kleine Offnung war glücklicherweise
oben, wo der starke Faden den Sack zusammenzog, geblieben, sonst
wäre er doch am Ende erstickt. Hierdurch steckte er sein Näschen. Ach,
wie unbequem war das, und wie arg ward Spitzchen hin und her ge—
worfen, als der Wagen fortfuhr. Immer und immer wieder ward das
Hündchen mit der Masse überschüttet und mußte sich wieder empor
arbeiten. Wie verwünschte Spitz seine Neugier, die ihn in dieses Elend
getrieben, und ach, wie oft gelobte er sich jetzt, nicht mehr überall
herumzustreifen und alles zu beschnüffeln.
Endlich, endlich hielt der Wagen. Die Säcke wurden fast
alle abgeladen und in das Haus getragen. Hier stellte sie ein Mann
der Reihe nach auf. Da rief derselbe auf einmal, als sich der Müller
schon wieder aufgesetzt hatte: „Hört, Müller, hört! Was habt ihr
mir da Lebendiges mitgebracht? Wohl gar einen Kobald im Sack?“
Da ward derselbe aufgemacht, und Spitzchen kroch heraus. Ach, wie
sah das aus, über und über wie eine gepuderte Perücke! Und wie
lachten da alle Leute, die es sahen, und wie schämte es sich. „Da bist
du gewesen?“ rief ganz erstaunt, aber auch erfreut der Herr. Und
nun kam der Spitz wieder nach Hause an seinen Ort. Aber in den
Mahlraum ist er nimmer wieder gekrochen.
Paul Bendorf, „Für Müh' u. Fleiß“. V. Aufl.
238. Der Wolf und der Fuchs.
Der Wolf hatte den Fuchs bei sich, und was der Wolf wollte—
das mußte der Fuchs tun, weil er der schwächste war, und der Fuchs
wär' gern den Herrn los gewesen. Es trug sich zu, daß sie beide
durch den Wald gingen, da sprach der Wolf: „Rotfuchs, schaff mir
was zu fressen, oder ich fresse dich selber auf!“ Da antwortete der
Fuchs: „Ich weiß einen Bauernhof, wo ein paar junge Lämmlein
sind; hast du Lust, so wollen wir eins holen.“ Dem Wolfe war
das recht, sie gingen hin, und der Fuchs stahl das Lämmlein, brachte
es dem Wolfe und machte sich fort. Da fraß es der Wolf auf, war
aber damit noch nicht zufrieden, sondern wollte das andere dazu
haben und ging, es zu holen. Weil er es aber so ungeschickt machte,
ward es die Mutter des Lämmleins gewahr und fing an, entsetzlich
zu schreien und zu bläen, daß die Bauern herbeigelaufen kamen.
Da fanden sie den Wolf und schlugen ihn so erbärmlich, daß er hin—
kend und heulend bei dem Fuchs ankam. „Du hast mich schön ange—