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großem Gerassel heraus, fast wie ein Lastwagen, der über einen Knüt—
teldamm daherrollt, so daß Ohr und Gefühl statt sanft bewegt, er—
schreckt und erschüttert werden.“ Auch liebte Karl seine Muttersprache.
Er arbeitete selbst mit den Gelehrten seines Hofes an einer deutschen
Grammatik und ließ auch eine Sammlung altdeutscher Heldenlieder
veranstalten. Uns ist leider von diesen Bestrebungen des großen
Kaisers nichts übrig geblieben als die deutschen Namen, die er den
Winden und Monaten gab.
Karl war ein echt deutscher Mann von starkem Körperbau
und schlanker Gestalt. Er hatte eine hohe, klare Stirn und überaus
große, lebendige Augen, die dem Freunde und Hilfebittenden freund—
lich, dem Feinde aber furchtbar leuchteten. In früher Jugend übte
er nach Frankenart seine Körperkraft und wurde der beste Fechter
und beste Schwimmer. Ein Hauptvergnügen war die Jagd, und
wenn er seinem Hofe ein Fest bereiten wollte, wurde eine Treib—
jagd angestellt. Alles setzte sich zu Pferde, und dann ging es unter
dem Klange der Hörner und dem Gebell unzähliger Hunde in lär—
mendem Jubel hinaus in die Weite der Wälder, wo die Blüte der
jungen Edelmänner sich dann durch Mut und Geschicklichkeit einander
zu übertreffen suchte. Karl, mitten unter ihnen, bestand manchen
heißen Kampf mit wilden Ebern, Bären und Auerochsen. Im Essen
und Trinken war er sehr mäßig. Speiste er mit den Seinigen allein,
so kamen nur vier Schüsseln auf den Tisch. Ein Wildbretbraten,
am Spieße vom Jäger zur Tafel gebracht, war seine Lieblingsspeise.
Sein Schlaf war nur kurz. Selbst des Nachts stand er mehrmals
von seinem Lager auf, nahm Schreibtafel und Griffel, um sich in der
in seiner Jugend versäumten Schreibkunst zu üben, oder er betete,
oder er stellte sich ans Fenster und betrachtete mit Ehrfurcht und
Bewunderung den gestirnten Himmel. Eine so einfache Lebensweise
erhöhte die ohnehin so gewaltige Körperkraft dieses Mannes, so daß
man seinen Geschichtsschreibern wohl glauben darf, wenn sie erzählen,
wie er mit leichter Mühe ein Hufeisen zerbrach oder mit seinem
gewaltigen Schlachtschwerte einem Feinde den Kopf bis in die Tiefe
spaltete und Lasten hob, die ein gewöhnlicher Mann jetziger Zeit
nicht von der Stelle rücken könnte.
Seine Kleidung war nach deutscher Art einfach. Er trug Ge—
wänder, von der fleißigen Hand seiner Gemahlin verfertigt, Strümpfe
und leinene Beinkleider, mit farbigen Bändern kreuzweise umwun—
den, ein leinenes Wams und darüber einen einfachen Rock mit seide—
nem Streifen, seltener einen kurzen Mantel von weißer oder grüner