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die Schule führt, der gröbere Fußsteig sich aber links nach der
Kõnigswiese fortschlängelt. Da hörte ich, wie zwei Knaben
folgendes zueinander sprachen: „Guten Tag, Karl!“ „Guten
Tag, Michel!“ „Vo gebst du hin, Karl?“ „In die Schule,
Michel!“ „Ei, was! In der Schule ist's garstig, da muß man
lernen, draußen auf der Wiese sollst du einmal sehn, da ist es
hübsch! Komm, wir wollen spielen, Karl!“ „Am Abend, MNchel!
Jetzt geh ieh lernen. Ade!“ „Meinetwegen, geh du arbeiten,
Karl, ieh gehe spielen. Ade!“ —
Nach zwanzig Jahren stand ich in demselben Dorf an
derselben Stelle. Es war ein böser, kalter Wintertag. Bin
blasser, ärmlich gekleideter Mensch Klopfte an die Tür des
Schulhausess an. Der Lebrer, ein rüstiger, stattlicher Mann,
öffnete sie. Ich hörte die beiden folgendes sprechen: „Guten
Tag, liober Herr!“ „Guten Tag, lieber Mann!“ „Prbarmt euch
meiner, lieber Herr!“ „Was verlangt ihr denn von mir?“
„Arbeit, Herr! Ich will eueh die Schulstube fegen, ieh will euch
die Ofen heizen oder andere Dienste derart tun. Nehmt mich auf!“
„Könnt ihr nicht andre Arbeit tun als die?“ „Nein, Herr!“
„Warum denn nicht?“ „Ieh hab' nichts gelernt.“ „Wie heißt
ihr?“ leh heibe UNichel, Herr.“ „Kommt herein, Nichel!
Drauben ist's heut' garstig, in der Schulstube ist's schön. Da
werdet ihr hoffentlich auch noch jetzt etwas lernen.“
Sie gingen hinein, und die Tür ward wieder geschlossen.
Der um Arbeit bettelndé Mann wubte in jenem Augenblicke
noch nicht, wer der freundliche Lehrer war. Wir wissen es besser.
Reiniek.
54. Aller Anfang ist schwer.
. Einen Aufsatz soll ich schreiben,
Wüßt' ich nur, wie man das macht.
Lang' schon kau' ich an der Feder,
Hab' noch nichts zu stand' gebracht.
2. Wenn ich nur den Anfang hätte,
Dann würd' es vielleicht schon gehn;
Aber schwer ist aller Anfang,
Das hab' ich jetzt recht gesehn.
3. Heute will ich's lieber lassen,
Morgen geht's wohl besser fort.
„Morgen, morgen, nur nicht heute,
Das ist gar ein schlimmes Wort!“ Oileffenbach.