168
Und darf ich nicht das Alter scheuen,
ich bin an weisem Vorrat reich,
ich kann mich meines Winters freuen;
denn nichts ist meinen Schätzen gleich.
IX. Der Mensch.
— — — —
1. Fragen.
Wer lehrt die Vögel singen so süß und mannigfalt,
und Hirsch' und Rehe springen im grünen Buchenwald?
Wer heißt die Winde wehen, bald stürmisch und bald leis',
die Jahreszeiten gehen in wundervollem Kreis?
Und wer die Bächlein gleiten herab von steiler Höh',
und stolz die Ströme schreiten zur weiten, tiefen See?
Wer hat den Tag gezieret mit gold'nem Sonnenschein,
und wer am Himmel führet die tausend Sternelein,
daß sie gleich guten Kindern still gehen ihre Bahn
und nicht einander hindern und sich nicht stoßen an?
O sas', wer ist der Eine, der Meister, so geschickt,
der mit so reichem Scheine die Blümlein hat geschmückt?
Der hoch am Himmelskreise sein Zelt gespannet aus,
und auch mit treuem Fleiße gebaut das Schneckenhaus?
Der über Länder zücket die Blitze weiß und blau,
und dann das Land erquicket mit kühlem, frischem Tau?
Den Meister groß und milde, den nenne mir geschwind,
der dich mit seinem Bilde geziert, mein liebes Kind!
Und der, bist du gegangen dem stillen Grabe zu,
dich jenseits wird empfangen in seiner ew'gen Ruh'.
Und kannst du ihn mir nennen, so folge ihm auch fromm;
dann wird er dich auch kennen und sprechen: „Sei willkomm'!“
2. Die Würde des Menschen.
Der Mensch ist unter allen Geschöpfen auf der Erde
das vorzüglichste. Gott der Herr hat uns Menschen nach
seinem Ebenbilde erschaffen, und Jesus Christus hat uns er—
löset. Gott ist unser Vater, wir seine Kinder und sollen
einst zu ihm in den Himmel kommen.
Der Mensch besteht aus Leib und Seele. Der Leib
des Menschen ist viel schöner, als der Leib der Tiere Die