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„Steht nun auf, blickt himmelan;
fangt den Tag mit beten an!“
Strahlen senkrecht schweben
aus des Himmels Blau,
still, wie ohne Leben,
ist nun Wald und Au.
Sonnenpfeile, spitz und heiß,
pressen aus der Stirne Schweiß,
Glöcklein ruft zur Tafel dich:
„denk' des Gebers dankbarlich;
denk', wenn du gesättigt bist,
daß noch mancher hung'rig ist!“
Goldne Röte schimmert
auf dem blauen Meer;
mancher Stern schon glimmert,
funkelt immer mehr.
An den Blumen auf der Au
perlt wie Edelstein der Tau.
Nur allein die Nachtigall
singt noch an des Baches Fall.
Hört, das Glöcklein ruft euch zu:
„Betet und dann geht zur
Ruhꝰ!“
III. Von den vornehmsten Festen der Kirche.
126. Weihnachten.
Ihr Kindlein, o kommet, o kommet doch all'!
Zur Krippe her kommet in Bethlehems Stall!
Und seht, was in dieser hochheiligen Nacht
der Vater im Himmel für Freude uns macht.
O, seht in der Krippe im nächtlichen Stall,
seht hier bei des Lichtleins hellglänzendem Strahl,
in reinlichen Windeln das himmlische Kind,
viel schöner und holder, als Engel es sind!
Da liegt es — ach Kinder! auf Heu und auf Stroh!
Maria und Joseph betrachten es froh,
die redlichen Hirten knie'n betend davor,
hoch oben schwebt jubelnd der Engelein Chor.
Manch' Hirtenkind trägt wohl mit freudigem Sinn
Milch, Butter und Honig nach Bethlehem hin,
ein Körblein voll Früchte, das purpurrot glänzt,
ein schneeweißes Lämmchen mit Blumen bekränzt.
O, beugt, wie die Hirten, anbetend die Knie',
erhebet die Händlein und danket wie sie!
Stimmt freudig, ihr Kinder, — wer sollt' sich nicht freu'n —
stimmt freudig zum Jubel der Engel mit ein!
O betet: „Du liebes, du göttliches Kind,
was leidest du alles für unsere Sünd'! —
Ach, hier in der Krippe schon Armut und Not,
am Kreuze dort gar noch den bitteren Tod! —