Full text: Zweites Lesebuch für die unteren Mittelklassen der deutschen Volksschulen

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in wärmere Länder gewandert, wo der Winter nicht viel ausrichten kann. 
Auch die übrigen Tiere erfroren nicht. Der liebe Gott hatte ihnen einen 
dickeren Pelz wachsen lassen, und die Hasen und Rehe scharrten sich einiges 
Kraut und einige Knospen unter dem Schnee heraus, so daß sie zwar 
ein wenig Hunger litten, aber doch nicht umkamen. Die Haustiere aber 
standen in warmen Ställen, deren Thüren und Fenster mit Stroh ver— 
wahrt waren, und da ihnen alle Tage Heu und Hafer in die Krippe 
gebracht wurden, so hielten sie es aus und erfroren nicht. Die Menschen 
aber hatten sich eiserne Ofen verfertigt und machten Feuer hinein; je ärger 
es der Winier mit seinem Froste machte, desto mehr Holz, Torf und 
Steinkohlen brannten sie in dem Ofen. Wenn auch das Trinkwasser in 
die Wohnstube gebracht werden mußte, damit es nicht zu einem Eisklumpen 
gefror, und obgleich hier und da einer einen Finger oder gar die Nase 
erfror, so blieben doch die Menschen am Leben und holten sich aus dem 
Keller ihre Nahrung wie zuvor. Da merkte der Winter, daß er nicht 
Kraft genug hatte, die Tiere zu vertilgen, weil der liebe Gott für sie 
gesorgt hatle, und ebensowenig die Menschen, weil diese Vernunft genug 
haben, um sich vor dem Grimm des Winters zu schützen. Da ließ er 
nach, und die Sonne besiegte ihn alle Tage mehr, und bald sangen die 
Vögel wieder, und die Wiesen wurden grün, und die Menschen brauchten 
sogar den Ofen nicht mehr zu heizen. Nach Curtman. 
265. Rtsel. 
Es fiegt ein Voglein, Federlos, 
setet sich uufs Bäumchen, blãtterlos. 
Dann Lommt ein Vogel, schnabellos, 
und frisst das Vöglein, federlos. 
266. Sprichwörter. 
Es ist nichts so fein gesponnen, 
es kommt doch endlich an die Sonnen. 
Auf Regen folgt Sonnenschein. 
Morgenstund' hat Gold im Mund. 
Es kommt alles an den Lag. 
Die Nacht ist Keines Menschen Freund. 
Rine Schwalbe macht Keinen Sommer. 
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