Full text: [Teil 1 = Mittelstufe, [Schülerband]] (Teil 1 = Mittelstufe, [Schülerband])

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geboren sein,“ rief er aus, „alles, was ich wünsche, trifft mir ein wie 
einem Sonntagskind.“ Indessen, weil er seit Tagesanbruch auf den 
Beinen gewesen war, begann er müde zu werden; auch plagte ihn der 
Hunger, da er allen Vorrat auf einmal in der Freude über die erhandelte 
5 Kuh aufgezehrt hatte. Er konnte endlich nur mit Mühe weiter gehn 
und mußle jeden Augenblick Halt machen; dabei drückten ihn die Steine 
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ganz erbärmlich. Da konnte er sich des Gedankens nicht erwehren, wie 
gut es wäre, wenn er sie gerade jetzt nicht zu tragen brauchte. Wie 
eine Schnecke kam er zu einem Feldbrunnen geschlichen, wollte da ruhen 
10 und sich mit einem frischen Trunke laben; damit er aber die Steine im 
Niedersitzen nicht beschädigte, legte er sie bedächtig neben sich auf den 
Rand des Brunnens. Darauf setzte er sich nieder und wöllte sich zum 
Trinken bücken; da versah er's, stieß ein klein wenig an, und beide 
Steine plumpsten hinab. Hans, als er sie mit seinen Augen in die 
ls Tiefe hatte versinken sehen, sprang vor Freuden auf, kniete dann nieder 
und dankte Gott mit Tränen in den Augen, daß er ihm auch diese 
Gnade noch erwiesen und ihn auf eine so gute Art, und ohne daß er 
sich einen Vorwurf zu machen brauchte, von den schweren Steinen befreit 
hätte; das einzige wäre ihm nur noch hinderlich gewesen. „So glücklich 
20 wie ich,“ rief er aus, „gibt es keinen Menschen unter der Sonne!“ 
Mit leichtem Herzen und frei von aller Last sprang er nun fort, bis er 
daheim bei seiner Mutter war. Murchen. — Brüder Grimm. 
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