Full text: Norddeutsches Lesebuch

157b. Räãätsel. 
Doch wehe! der Nachen war allzu klein, 
der Retter von allen zugleich zu sein. 
16. Und dreimal zwang er seinen Kahn 
trotz Wirbel, Sturm und Wogendrang, 
und dreimal kam er glücklich an, 
bis ihm die Rettung ganz gelang. 
Kaum kamen die letzten in sichern Port, 
so rollte das letzte Getrümmer fort. 
17. Wer ist, wer ist der brave Mann? 
Sag' an, sag' an, mein braver Sang! 
Der Bauer wagt' ein Leben dran, 
doch that er's wohl um Goldesklang? 
Denn spendete nimmer der Graf sein Gut, 
so wagte der Bauer vielleicht kein Blut. 
18. „Hier“, rief der Graf, „mein wackrer 
Freund, 
hier ist der Preis! Komm' her, nimm hin!“ 
V. 10. „pistole“ bedeutet hier ein Goldstück im Werte von 15 M 
Sag' an, war das nicht brav gemeint? 
Bei Gott! der Graf trug hohen Sinn. 
Doch höher und himmlischer wahrlich schlug 
das Herz, das der Bauer im Kittel trug. 
19. „Mein Leben ist für Gold nicht feil; 
arm bin ich zwar, doch hab' ich satt. 
Dem Zöllner werd' Euer Gold zu teil, 
der Hab' und Gut verloren hat!“ 
So rief er mit herzlichem Biederton 
und wandte den Rücken und ging davon. 
20. Hoch klingst du, Lied vom braven Mann, 
wie Orgelton und Glockenklang! 
Wer solches Muts sich rühmen kann, 
den lohnt nicht Gold, den lohnt Gesang. 
Gottlob! daß ich singen und preisen kann, 
unsterblich zu preisen den braven Mann! 
GBürger.) 
157a. Sprichwörter. 
An Gottes Segen ist alles gelegen. 2. Morgenstunde hat Gold im 
Munde. 3. Lerne was, so kannst du was. 4. Jung gewohnt, alt gethan. 
5. Wie man's treibt, so geht's. 6. Müßiggang ist aller Laster Anfang. 7. Man 
muß das Eisen schmieden, wenn es heiß ist. 8. Steter Tropfen höhlt den Stein. 
9. Frisch gewagt ist halb gewonnen. 10. Hunger ist der beste Koch 11. Not 
bricht Eisen. 12. Es ist nicht alles Gold, was glänzt. 13. Hüte dich vor 
den Katzen, die vorn lecken und hinten kratzen. 14. Naschen macht leere Taschen. 
15. Ehrlich währt am längsten. 16. Unrecht Gut gedeihet nicht. 17. Besser arm 
in Ehren als reich in Schanden. 18. Lügen haben kurze Beine. 19. Wäre lügen 
so schwer wie Steine traͤgen, würde mancher die Wahrheit sagen. 20. Wahrheit 
giebt kurzen Bescheid, Lüge macht viel Redens. 21. Reben ist Silber, Schweigen 
ist Gold. 22. Wer nicht hören will, muß fühlen. 23. Hochmut kommt vor dem 
Falle. 24. Der Krug geht so lange zu Wasser, bis er bricht. 25. Niemand 
kann zween Herren dienenn 26. Gleich und gleich gesellt sich gern. 27. Böse 
Gesellschaft verdirbt gute Sitten. 28. Ein⸗ Hand wäscht die andere. 29. Wer 
anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein 30. Untreue schlägt ihren eignen 
Herrn. 31. Treue Hand geht durchs ganze Land. 32. Verzeihen ist die beste 
Strafe. 33. Verzeihe dir nichts und anderen vien 34. Frisch, fröhlich, fromm 
und frei, das andere Gott befohlen sei. 
157b. Rũtsel. 
Kennst du die Brücke ohne Bogen 2. Er baut sie auf in wenig Tagen 
und ohne Joch, von Diamant, geräuschlos, du bemerkst es kaum, 
die über breiter Ströme Wogen doch kann sie schwere Lasten tragen 
errichtet eines Greises Handd und hat für hundert Wagen Raum. 
3. Doch kaum entfernt der Greis sich wieder, 
so hüpft ein Knabe froh daher, 
der reißt die Brücke eilig neder, 
du siehst auch ihre Spur nicht mehr. 
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