Full text: Norddeutsches Lesebuch

78 
Afrika/ 
stehende Leute. Sie hatten anfangs einen harten Kampf ums Dasein zu führen. 
Nach der Aufhebung des Edikts von Nantes erhielt die Kolonie einen wertvollen 
Zuwachs durch 300 Hugenottenfamilien, die sich durch"die nämliche Hoheit 
des Charakters auszeichneten, dazu hochgebildet und auch nicht ohne Mittel 
waren. Durch sie wurde auch der Weinbau in das Kapland eingeführt und 
zwar in dem Bezirk Paarl bei Kapstadt. Schon nach 100 Jahren waren diese 
300 Familien so vollständig in die Burenbevölkerung aufgegangen, daß nur noch 
ein einziger französisch sprechen konnte. Ebenso erging es einwandernden 
Deutschen, während die Engländer ihr Volkswesen erhielten. 
Diese legten zuerst Hand auf die Kapkolonie i. J. 1795, als die europäi¬ 
schen Wirren ihren Anfang nahmen, und wußten sich diesen Besitz beim Pariser 
Frieden i. J 1814 zu sichern. Die englische Regierung war eine liberale; trotz¬ 
dem besaß sie vom ersten Augenblicke an den Haß der Buren. Um ihre Stel¬ 
lung zu befestigen, begünstigte sie die Einwanderung aus dem Mutterlande. 
Zuerst im Jahre 1820 fand eine Mass en ein wand eru ng von Schottlän¬ 
dern statt. Der Gegensatz zwischen den Engländern und Buren, 
auch Afrikander genannt, entwickelte sich immer mehr. Besonders die Frei¬ 
gabe der Sklaven in den Jahren 1837 und 1838 mißfiel den Buren, die sich 
dadurch ihrer Arbeitskräfte beraubt sahen. Um sich der englischen Herrschaft 
vollständig zu entziehen, verkauften sie ihr Besitztum, soweit sie es konnten, 
und zogen, ihrer 5000 an der Zahl, aus. Hiermit beginnen die sog. Trecks 
der Buren in langen Wagen, die oft mit 12 Paar Ochsen bespannt sind*). Die 
Buren gründeten auf dem Hochlande zwei Republiken, i. J. 1842 den Oranje- 
Freistaat und i. J. 1849 die T r a ns v aal - Rep u bli k. Beide wurden i. J. 
1854 von England, das außer den Kämpfen mit den ihre Unterwerfung ver¬ 
weigernden Buren auch fortwährende Kämpfe mit den Kaffernstämmen 
zu bestehen hatte, anerkannt. Seine Begehrlichkeit nach diesen beiden Staaten 
wuchs aber, als die i. J. 1854 an mehreren Stellen Transvaals entdeckten Gold¬ 
lager sich als reiche erwiesen und im Jahre 1867 die wertvollen Diamant¬ 
felder von Kknberley bekannt wurden. Mit 1869, in welchem Jahre Eng¬ 
land die Hand auf das im SO der Oranje-Republik gelegene Basuto-Land legte, 
begann eine neue Reihe von Einverleibungen und Eroberungen. So 
entriß es 1871 dem Oranje-Freistaate den äußersten Westzipfel mit den Dia¬ 
mantfeldern von Kimberley, 1874 nahm es Ostgriqualand, 1877 Westgriqualand 
in Besitz. Der in letzterm Jahre von dem Ko lo nial minis ter Lord Carnar¬ 
von ins Werk gesetzte Plan, alle europäischen Länder am Kap, einschließlich 
den beiden Buren-Republiken, zu einem Bunde zu vereinigen, scheiterte. Aus 
Besorgnis, Deutschland möchte in Transvaal einen zu großen Einfluß gewinnen, 
ließ England am 12. April 1877 dieses Land besetzen und als Provinz der Kap¬ 
kolonie einverleiben. Da griffen die Buren zn den Waffen und verteidigten mit 
einer heldenmütigen Tapferkeit ihr teuerstes Gut, ihre Freiheit und Unabhängig¬ 
keit. Nach einem unglücklichen Kriege mußten die Engländer, die gleich¬ 
zeitig in einen Krieg mit dem Zulukönige Cetewayo verwickelt waren, wieder 
die Unabhängigkeit der Transvaal-Republik anerkennen. In dem großen 
Südafrikanischen Kriege von 1900—1902 hat es endlich nach unge¬ 
heuren Kriegsopfern sein lange erstrebtes Ziel erreicht und die beiden Buren- 
Republiken einverleibt. 
Die bedeutendsten Völkerschaften der Eingeborenen Südafrikas 
sind die Betschuanen und die Kaff er ns tararne. Dieselben 
gehören zu den Negervölkern und haben die ältere Bevölkerung, 
die aus Hottentotten, Buschmännern u. s. w. bestand, mehr 
und mehr verdrängt. 
Die wichtigsten Ausfuhrhäfen Südafrikas sind Kapstadt 
(100000 E.), Port Elizabeth, Durban und die portugiesische 
Hafenstadt Lorenzo - Marquez. Letztere kommt hauptsächlich 
*) Das Wappen Transvaals zeigte einen Wagen im untern Drittel, 
einen Löwen oben rechts und einen Bauer oben links.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.