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sein hat keine so grobe Stimme!“ und haben nicht auf—
gemacht.
Nach einer Weile rappelt's wieder an der Tür und
ruft ganz fein und leise: „Macht auf, macht auf, ihr lieben
Kinderl Euer Mũtterlein ist aus dem Valde gekommen!“
Aber die jungen Geiblein guckten durch die Türspalte
und haben ein Paar schwarze Fuße gesehen und gerufen:
„Unser Mütterlein hat keine so schwarzen Füßel“ und
haben nicht aufgemacht. Vie das der Volf, denn er
war es, gehört hat, ist er geschwind hin in die Mühle
gelaufen und hat die Füsße ins Mehl gesteckt, daß sie
ganz weiß geworden sind. Darnach ist er wieder vor
die Tür gekommen, hat die Füße zur Spalte hineingesteckt
und hat wieder ganz leise gerufen: Macht auf, macht
auf, ihr lieben Kinder! Euer Mütterlein ist aus dem VWalde
gekommenl Und wie die Geiblein die weihen kubße
gesehen haben und die leise Stimme gehört, da- haben
sie ja gemeint, ihr Mütterlein seis, und haben geschwind
aufgemacht. So ist der VWolf hereingesprungen. Ach,
wie sind da die armen Geiblein erschrocken und haben
sich verstecken wollen! Eins ist unters Bett, eins unter
den Tisch, eins hinter den Ofen, eins in die Kũuche, eins
hinter einen Stuhl, eins hinter einen groben Milchtopf
und eins in den Uhrkasten gesprungen, Aber der Woll
hat sie alle gelunden und zusammengebracht. Hernach
ist er fortgegangen, hat sich in den Garten unter einen
Baum gelegt und hat angefangen zu schlafen.
2. Vie hernach die alte Geiß aus dem Walde zurũuck-
gekommen ist, hat sie das Haus offen gefunden und die
Stube leer⸗ Da hat sie gleich gedacht, jetzt ist's nicht
geheuer, und hat angefangen, ihre lieben Zicklein zu
suchen. Sie hat sie aber nicht finden können, wo sie
auch gesucht hat, und so laut sie auch gerufen hat, es