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dich der Fremde an?“ ließ seinen Hut sitzen und gab gar keine Antwort,
Der Fremde sagte zu sich selbst: Hier müssen grobe Leute wohnen,“
und ließ den Michel weiter gehen.
2. Jetzt begegnete ihm der Amtmann; den pflegten alle Leute zu
grüßen. Der Michel tat es aber nicht; einmal, weil er die Spatzen
unter dem Hute hatte, und zweitens weil er ein Grobian von Haus
aus war. Der Amtmann aber sagte zu dem Gerichtsdiener mit dem
roten Uragen, welcher hinter ihm herging: „Sieh doch einmal, ob dem
Burschen dort der Hut angeleimt istl“ Der Gerichtsdiener ging hin und
sprach: „Hör einmal, Michel, der Herr Amtmann möchte sehen, wie
dein Hut inwendig aussieht. Flugs zieh ihn abl“ Der Michel aber
zögerte und wußte nicht, wie er es machen sollte. Da riß ihm der
Gerichtsdiener den Hut herunter, und — brrl flogen die Spatzen heraus
nach allen Ecken und Enden. Da mußte der Amtmann lachen, und
alle Leute lachten mit.
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Der Michel aber hieß von der Stunde an der Spatzenmichel;
und wenn einer seinen hut oder seine Uappe nicht abzieht, so sagt man
noch heutiges Tages: ‚Der hat gewiß Spatzen unter dem Hute.“
Curtman.
119. Eine lustige Rabengeschichte.
1. Auf einer Pappel draußen am Bache war letztes Frühjahr ein
Rabennest. Eines Tages fiel ein Junges herab ins weiche Gras. Der
kleine Hans stand gerade dort und schaute den Fischlein zu. Gerne hätte
er das struppige Bürschlein wieder in seine Wiege gelegt. Aber diese war
zu hoch oben in den Ästen. Darum nahm er den verlassenen Vogel mit
nach Hause und zog ihn dort auf.
2. Der Rabe wurde bald zahm. Er lief den ganzen Tag frei umher
und bettelte alle Kinder an. Hans flog er gerne auf den Kopf. Die
Schwester Liesel zupfte er schelmisch am Rocke, und mit dem Hofhund
hatte er Freundschaft geschlossen. Beide fraßen aus einem Napf, und der
Rabe schnappte jedesmal die besten Bissen weg. Der gute Karo ließ sich
alles gefallen, und nach dem Mahle machte er gewöhnlich ein Schläfchen.
Dann setzte sich sein Freund auf ihn und hielt Wache. Doch ging das