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durch Empörungen geschwächte westgothische Reich über den Haufen.
Ihr Plan aber, durch Gallien, Deutschland, Italien und Ungarn
über Konstantinopel nach Damaskus zurückzukehren, und allen diesen
Ländern den Islam aufzudringen, scheiterte an dem Muthe der Frau¬
ken. Schon waren sie über die Pyrenäen tief >n Gallien eingedrungen,
und es schien schon zweifelhaft zu werden, ob Christus oder Mubameds
Lehre in Europa herrschen Pllte: da wurden die Franken die Netter
der Christenheit. Diese schlugen, angeführt von Karl Märtel,
dem Sohne Pivins von Hen'stal, 732 das feindliche Heer bei Tours
an der Loire auf das Haupt, und jagten die Krümmer der geschlagenen
Armee über die Pyrenäen zurück.
Im Innern dieser religiös-politischen Weltmonarchie entstanden
aber Thron streit igkeiren, die nach langer Dauer den Cbalifen
Abdor Rah mann nöthigten, um sein Leben zu erhalten, in das
ferne Spanien zu fliehen. Hier gründete er 755 ein zweites unab¬
hängiges Chalifat mit der Hauptstadt Cordova, welches viele Jahr¬
hunderte blühte und viel dazu beitrug, die damals noch rohen Euro¬
päer mit Künsten und Wissen'cbasten bekannt zu machen. Den Thron
Mubameds im Orient erhielt 760 Ali Abbas, dessen Nachfolger
Abbassiden genannt wurden, und von welchen Harun al Ra¬
schid 780 ein Zeitgenosse Karls des Großen und ein eifriger Beförde¬
rer der Künste und Wissenschaften war. Unter feinen Söhnen, welche
nach seinem Tode 808 das areße Reich getheilt hatten, aber in be¬
ständiger Uneinigkeit miteinander lebten, gerieth endlich 1023 das
Chalifat in gänzlichen Verfall, besonders auch weil sie die Türken
als Leibwache in ihre Dienste genommen hatten, welche sich nach und
nach zu den höchsten Staatswürden emporschwangen,
Die Türken, kriegerische Nomaden ans Mittelasien, standen
508 zuerst den Römern gegen die Perser bei, nahmen aber dann die
Religion der Araber an und traten 814 sekr zahlreich in ihre Dienste.
Hierin brachten sie es zutezt so weit, daß die Talentvollsten unter ib*
uen sich zu Ministern, Feldherrn, ja sogar Statthaltern in fernen
Provinzen emporschwangen. Jene hoben und stürzten nach Willkühr
die schwachen Chalifen z diese sielen ab und machten sich zu eigenmäch¬
tigen Regenten. So kam es endlich, daß das eigentliche Chalifat
1025 ganz auftörte, und sich in eine Menge unabhängiger türkischer
Reiche auflöste. Am meisten zeichneten.sich die Nachfolger Seld-
sch u ks, die sogenannten se l dsch u k ische n Türken, durch Erobe¬
rungen aus. Sie entrissen den 'Arabern nicht nur die chalisische Re¬
gierung zu Bagdad, sondern unterwarfen sich auch ganz Kleinasien,
mehrere Provinzen des griechischen Kaiserthums und zulezt auch 1076
Palästina. Jur Jahr 1*355 gieug Sultan ©oft man über den Hel-
leöpont nach Europa; 1453 eroberte Muhamed der II. Konstantinopel
und machte dadurch dem morgeniärzdsscheu oder oströmischen Reiche ein
Ende.