1 195. Die Wiehtelmannehen.
vor dem Sehlafengehen zu seiner Frau: Wie wur's,
wenn wir diess Nacht aufblioben um zu sehen, wer
uns solehe hilfreiche Hand leistetꝰ Die Prau war's
ufrieden und steckte eiĩn Licht an; daraut verbargen
o sieh in don Stubenecken zwischen den Lleidern,
dio da aufgehängt waren, und gaben acht. Als es
Mitternachi war, da kamen 2wei niedliche Mannlein,
sotzten sich vor des Schusters Tisch, nahmen alle
zugeschnittene Arbeit zu sich und fingen an miĩt ihren
Fingerlein so behend und schnell zu stechen, zu
nahoen, zu Klopfen, dass der Schuster vor Verwunderung
dio Augen nicht abwenden konnto. Sio liessen nicht
nach, bis alles zu Ende gebracht war und fertig aut
dem Tische stand; dann sprangen sie schnoll fort.
5. Am andern Morgen sprach die Prau: Die
Xleinen Mannchen haben uns reich gemaceht, wir
musston uns doch dankbar dafur bezeigen. Sie laufen
so herum, haben nichts am Leib und mũssen frieren.
Woeilst du was? Ich will H)emdlein, Bock, Wams und
Rõoslein fũr sio nahen, auch jedem ein Paar Strümpfo
stricken; mach du ein Paar Schũblein dazul Der
Mann war das wohl zufrieden. Abends, als sio alles
fertig hatten, legten gio dio Geschenke statt der zu-
geschnittenen Arbeit zusammen auf den Tisch und
FJerstocktoen sich dann um mit anzusohon, wie sich
dio Mannlein dazu anstellon würden.
6. Um NMitternacht Kamen diese herangesprungen
und wollten sich gleieh an die Arbeit machen; als sĩe
abor kein zugeschnittenes Leder, sondern die nied-
lichen Rleidungsstũcke fanden, verwunderten sie sich
oxst, dann aber bezeigten sie eine gewaltigo FPreudo.
Mit der grössten Geschwindigkeit zogen sie sich an,
riehen die schönen Rleider am Leibe und sangen;
gind wir niebt Knaben glatt und sein?
Was sollen wir langer Schuster sein!
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