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305. An den Mai.
1. Komm, lieber Mai, und mache 3. Doch wenn die Vögel singen,
die Bäume wieder grün und wir dann froh und flink
und laß uns an dem Bache auf grünem Rasen springen,
die Veilchen wieder blühn! das ist ein ander Ding!
Wie möchten wir so gerne Jetzt muß mein Steckenpferdchen
ein Blümchen wieder sehn, dort in dem Winkel stehn;
ach, lieber Mai, wie gerne denn draußen in dem Gärtchen
einmal spazieren gehn! kann man vor Schnee nicht gehn.
2. Zwar Wintertage haben 4. Komm, mach es bald gelinder,
wohl auch der Freuden viel, daß alles wieder blüht!
man kann im Schnee frisch traben dann wird das Flehn der Kinder
und treibt manch lustig Spiel, ein lautes Jubellied.
baut Häuserchen von Karten, O fomm und bring' vor allen
spielt Blindekuh und Pfand; uns viele Rosen mit,
auch gibt's wohl Schlittenfahrten bring' auch viel Nachtigallen
auf's liebe freie Land. und schöne Kuckucks mit.
Overbeck.
306. Der süße Brei.
1. Es war einmal ein kleines, armes Mädchen, das wohnte mit seiner
Mutter zusammen. Sie hatten beide nichts zu essen und mußten großen
Hunger leiden. Da ging das Mädchen in einen großen Wald. Hier be—
gegnete ihm eine alte Frau. Die wußte schon, daß das Mädchen Hunger
leiden mußte. Deshalb schenkte sie ihm einen Topf. Die Frau sagte:
„Sprichst du zu diesem Topf: Töpfchen, koch! so kocht es guten, süßen
Reisbrei; sprichst du aber: Töpfchen, steh! so hört es auf zu kochen.“ Da
nahm das Mädchen den Topf und brachte ihn heim zu seiner Mutter.
Nun brauchten sie keinen Hunger mehr zu leiden; denn so oft sie wollten,
aßen sie süßen Reisbre
2. Einmal ging die Mutter fort, und das Mädchen war ganz allein.
Da sie Hunger hatte, sprach sie: „Töpfchen, koch!“ aber sie hatte vergessen:
„Töpfchen, steh!‘“ Das Töpfchen kochte immer fort, es lief über, die Küche
wurde voll Reisbrei, das ganze Haus, die Straße und zuletzt alle Häuser.
Nur ein Haus blieb übrig. Kein Mensch wußte sich da zu helfen.
3. Da endlich kam die Mutter nach Hause und rief: „Töpfchen,
steh!“ Sogleich hörte es auf zu kochen. Wer aber in die Stadt wollte,
der mußte sich durch den Reisbrei essen. Grimm⸗Rein.
307. Strohhalm, Kohle und Bohne.
. In einem Dorfe wohnte eine arme alte Prau, die hatte ein
Gericht Bohnen zusammengebracht und wollte sie Kochen. Sie
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