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Vater so zürnte, und wurde feuerrot. Es ist schlimm, dachte er;
aber wenn ich's verschwiege, so wär's eine Lüge, und lügen mag
ich nicht! So trat er denn schnell in den Garten zum Vater und
sagte: „Vater, ich habe das Bäumchen umgehauen. Es war häßlich
bon mir!“ Da sah der Vater den Knaben an und machte wohl
ein ernsthaftes Gesicht, aber er zürnte nicht mehr.
Der kleine Knabe lebte in Amerika und wurde nachher ein
braver Mensch und dazu ein gewaltiger General. Er hieß Georg
Washington.
94. Der kluge Landmann und sein Pferd.
Christoph von Schmid.
Einem Bauersmanne wurde in der Nacht sein schönstes Pferd
aus dem Stalle gestohlen.
Er reiste fünfzehn Stunden weit auf einen Pferdemarkt, um ein
anderes zu kaufen. Aber siehe — unter den Pferden auf dem Markt
erblickte er auch sein Pferd! Er ergriff es sogleich beim Zügel und
schrie laut: „Der Gaul ist mein! Vor drei Tagen wurde er mir
gestohlen!“
Der Mann, der das Pferd feilbot, sagte sehr höflich: „Ihr seid
unrecht daran, lieber Freund. Ich habe das Roß schon über ein
Jahr. Es ist nicht Euer Koß, es sieht ihm nur gleich.“
Der Bauer hielt dem Pferde geschwind mit beiden händen die
Augen zu und rief: „Nun, wenn Ihr den Gaul schon so lange habt,
dann sagt mir, auf welchem Auge ist er blind?“ Der Mann erschrak;
denn er hatte das Pferd wirklich gestohlen, aber noch nicht so genau
betrachtet. Weil er indes doch etwas sagen mußte, so sagte er aufs
Geratewohl: „Auf dem linken Auge.“ „Ihr habt es nicht getroffen,“
sagte der Bauer „auf dem linken Auge ist das Tier nicht blind.“
„Ach,“ rief jetzt der Mann, „ich habe mich nur versprochen! Auf dem
rechten Auge ist es blind!“
Nun deckte der Bauer die Augen des Pferdes wieder auf und
rief: „Jetzt ist es klar, daß du ein Dieb und ein Lügner bist! Da
seht alle her, der Gaul ist gar nicht blind! Ich fragte nur so, um
den Diebstahl an den Tag zu bringen.“ Die Leute, die umherstanden,
lachten, klatschten in die Hände und riefen: „Ertappt, ertappt!“
Der Roßdieb mußte das Pferd zurückgeben und wurde zur ver—
dienten Strafe gezogen.