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113. Ein Spruch von der Bibel.
Wo keine Bibel ist im Haus, da sieht's gar öd' und
traurig aus. Da kehrt der bose Feind gern ein, da mag
der liebe Gott nicht sein. Drum Menschenkind, ach,
Menschenkind! daß nicht der Böse Raum gewinnt, gib
deinen blanksten Taler aus und kauf' ein Bibelbuch ins
Haus. Schlag's mit dem frühsten Morgen auf; hab' all
dein Sehnen und Sinnen drauf. Fang drin die ABC⸗Schul
an, und buchstabier' und lies sodann, und lies dich immer
mehr hinein, schlag' auf darin dein Kämmerlein, und lies
dir immer mehr heraus, mach' dir ein wahres Bollwent
draus, und pflanze still hoch oben drauf die allerschönsten
Sprüchlein auf. Hell laß fie flattern, mutig wehn, als
deine Banner laß sie sehn. Als deinen Schild drück's an
dein Herz und halt' dich dran in Freud' und Schmerz.
O du, mein liebes Menschenkind, hast du noch keins, so
lauf's geschwind, und ging dein letzter Groschen drauf; geh,
eile, flieg und schlag es auf; lies mit Gebet und schlag es
du nur mit des Sarges Deckel zu. Des Lesens und des
Lebens Lauf beginn' ünd höre mit ihm auf!
114.
Wem auf seinen Wegen Jesus Christus kommt ent⸗
gegen, weint er erst auch noch so sehr, dann fließt keine
Träne mehr.
Aus der Stadt, mit Klagen, wird ein Sarg hervor⸗
getragen nach dem Gottesacker hin, und ein Jüngling liegt
darin. Und mit wehem Herzen folgt die Muttier, voller
Schmerzen; ach, es war ihr einz'ger Sohn, muß so fruͤhe
sterben schon. Nachbarn, Freunde gehen alle trauernd mu
und sehen jetzt der armen Mutter Rot, jett im Sarg den
Jüngling tot. Sieh, auf einmal schreitet, von der Jünger
Schar begleitet, auf dem Wege her von fern Jesus Christ,
der hilft so gern. Der auch kann das Leben selbst den
Toten wieder geben, sieht die Mutter an und spricht voll
Irbarmen: Weine nicht!“ In dem Sarg erblasset, liegt
der Sohn; doch Jesus fasset seine Hand und ruft ihln zu: