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greifen Diese haben den Angriff erwartet, erheben sich nun auch und
fliegen ihnen entgegen. Der Kampf wird in hoher Quft geführt, die
Waffe ist der Schnabel. Sie siechen fürchterlich aufeinander los.
Blutig und zerstochen ergreifen die Schwetzer die Fluchte Die Vorach
berger sind vollkommen Sieger und zerstören die Nester der Geflohenen.
Allmählich kehren diese jedoch wieder zurück. Spater entsteht abetmals
Krieg, worin die Schweizer siegen.
WMan hat auch wahrgenommen, daß die Störche bisweilen vor
ihrer Abreise nach Süden eine große Versammlung halten, einen Kreis
bilden, in dessen Mitte einer sleht Nachdem viel geplappert und ge⸗
schimpft worden ist, stürzen sich endlich alle auf den in der Muͤle
Stehenden los und durchbohren ihn. Man will vermuten, daß sie sich
über einen Schwächling beraten und diesen, weil er die weite Reise
nicht mitmachen könne, zu seinem eignen Besten und um unterwegs
nicht mit ihm geplagt zu sein, töten. Scheitlin.
170b. Die Stufenleiter.
1. Ein Sperling fing auf einem Ast
Einst eine Fliege. Weder Sträuben
Noch Jammern half, sie ward gefaßt.
„Ach“, rief sie flehend, „laß mich leben!“ —
„Nein“, sprach der Mörder, „du bist mein;
Denn ich bin groß, und du bist klein!“
2. Ein Sperber fand ihn bei dem Schmaus;
So leicht wird kaum ein Floh gefangen
Als Junker Spatz. „Gieb“, rief er aus,
„Wich frei, was hab' ich denn begangen? —
MNein“, sprach der Mörder, „du bist mein;
Denn ich bin groß, und du bist klein!“
3. Ein Adler sah den Schelm! und schoß
Auf ihn herab und riß den Rücken
Ihm auf. „Herr König, laß mich los!“
Rief er, „du hackst mich ja in Stücken.“ —
„Nein“, sprach der Mörder, „du bist mein;
Denn ich bin groß, und du bist klein!“
4. Er schmauste noch, da kam im Nu
Ein Pfeil ihm in die Brust geflogen.
Tyrann“, rief er dem Jüger zu,
„Warum ermordet mich dein Bogen?⸗· —
„Ei“, sprach der Mörder, „du bist mein;
Denn ich bin groß, und du bist klein!“ Pfeffel.
171. Der Fischreiher.
„„Wer das Geringere hochmütig verschmäht, muß zuweilen mit dem
Geringsten vorlieb nehmen. — Stolz und hochbeinig ging ein alter
Fischreiher auf grüner Wiese an den Ufern eines Baches hin. Der
1) Schelm — ehrloser Betrüger, verschmitzter Bösewicht.