mir, er soll dir darum lohnen!“ Der Hirt sprach: „Ich darf nicht von
den Schafen gehen.“ Der Kaiser aber antwortete: „Folge mir nach,
den Schafen soll kein Schaden geschehen!“ Der Hirt folgte ihm, und
der Kaiser Friedrich nahm ihn bei der Hand und ührte ihn nicht weit
von den Schafen zu einem Loche in den Berg hinein. Sie kamen zu
einer eisernen Thür, die alsbald aufging. Nun zeigte sich ein schöner,
großer Saal; darin waren viele Herren und tapfere Diener, die ihm Ehre
erzeigten. Nachfolgends erwies sich der Kaiser auch freundlich gegen ihn
und fragte, was er für einen Lohn begehre, daß er ihm gepfiffen Der
Hirt antwortete: „Keinen!“ Da sprach aber der Kaiser: „Geh' hin und
nimm von meinem güldnen Handfasse den einen Fuß zum Lohne!“ Der
Schäfer that, wie ihm befohlen ward, und wollte darauf von dannen
scheiden. Da zeigte ihm der Kaiser noch viele seltsame Waffen, Harnische,
Schwerter und Büchsen, und sprach, er solle den Leuten sagen, daß er
mit diesen Waffen das Heilige Grab gewinnen werde. Hierauf ließ er
den Hirten wieder hinausgeleiten; der nahm den goldnen Fuß mit und
brachte ihn den andern Tag zu einem Goldschmiede, der ihn für echtes
Gold anerkannte und ihm denselben abkaufte. Grimm.
305. Die goldnen Flachsknoten. (282)
Vor vielen, vielen Jahren ging einst ein ganzer Schwarm Knaben
aus Kelhra! auf den Kyffhäuser, um da Nüsse zu pPflücken. Sie gingen
in die alte Burg, kamen an eine Wendeltreppe, stiegen hinauf und sanden
ein kleines Gemach mit schönen achteckigen, roten und blauen Fenstern.
In der einen Ecke lag eine Spindel mit Flachs, in der andern ein Haufen
Flachsknoten. Von diesen Knoten nahm jeder der Knaben einen Hutkopf
voll, um einander damit zu werfen, und so liefen sie lustig hinunter und
streuten auf dem Wege die Flachsknoten aus.
Als die Knaben nach Kelbra kamen, war es schon Abendbrotzeit.
Der ärmste unter ihnen fand seine Eltern gerade bei dem Tischgebete.
Er nahm seinen Hut ab, und klingend fiel etwas Glänzendes auf die
Erde und bald noch ein Stück und noch sieben andere. Die Mutter lief
hinzu, und — siehe, es waren goldne Flachsknoten, womit die Kaiserin
dem armen Knaben ein Geschenk gemacht hatte, der nun ein Handwerk
lernen konnte.
Die Nachbarinnen liefen herzu, die wunderbaren Flachsknoten zu
sehen. Den folgenden Tag ging ganz Kelbra auf den Kyffhäuser. Alle
suchten, aber keiner fand die roten und blauen Fensterscheiben, keiner die
aufgehäuften goldnen Flachsknoten, und alle gingen verdrießlich wieder heim
Otmar.
306. Der Bergmönch im Harz. 283)
Zwei Bergleute arbeiteten immer gemeinschaftlich. Einstmals, als sie
anfuhren und vor Ort? kamen, sahen sie an ihrem Geleuchte, daß sie nicht
genug Ol auf den Lampen zu einer Schichts hatten Was fangen wir
NKelbra — Stadt an der Helme am Nordfuße des Kyffhäusergebirges
2) vorOrt S in der Grube. 5) Schicht S sechs bis achtstundige ununterbrochene
Arbeitszeit der Bergleute bis zur Ablösung.
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