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für Tag, und endlich so thut's den letzten Schlag. Und wie es den
letzten Schlag gethan, da pocht es selber am Himmel an und wartet
still, ob ihm Goit Vater nicht öffnen will, und stehet draußen und
harret fein, er wolle rufen: „Herein, herein!“ und sprechen: „Komm
ur, mein lieber Gast, ich fand bei dir auch fromme Rast. Wie du
gethan, so gescheh dir heut; geh ein in des Himmels ew'ge Freud!“
G. Scheurlin.
Gieb mir, mein Sohn, dein Herz
und lass deinen Augen meine Wege wohlgefallen.
212. Wohin der König gehört.
Einst war König Friedrich Wilhelm IV. auf der Reiss. In einem
Dorfe wurde er festlich empfangen. Die Schuljugend mit lhrem Lehrer
begrũüsste ihn, und ein Neines Mädchen sagte ihm ein Gedicht her,
worüber er sich sehr freute.
„Du hast deine Sache schõn gemacht, mein Kind,“ sagte der hohe,
freundliche Herr. „Nun will ich dir einmal eine Frage vorlegen.
Wohin gehört das?“ fragte er und zeigte dem Rinde eine Apfolsine.
„In das Pflanzenreich, antwortete schüchtern das Mädchen. „Wohin
dun das?“ fragte der Herr weiter und zeigte auf ein Goldstück. „Ins
Mineralreich.“ „Wohin aber gehöre ich denn, mein Kind?“ war die
dritte Frage. Preundlich blickte das Kind seinen König an und sagte:
„Ins Himmelreich!“ Da glänzte eine Thräne in des Königs Auge, und
er hob das Mägdlein auf und külste es. R. Fr. Rylort.
Ins Hhimmelreich gehörst auch du;
streb gläubig deinem Fiele zu.
213. Ein Brief Dr. Martin Luthers an seinen
kleinen Sohn Hans.
(Juni 1530.)
Mein herzliebes Söhnchen! Ich sehe gerne, daß du wohl lernst und
fleißig betest. Thue also, mein Söhnchen, und fahre fort! Wenn ich
heimkomme, will ich dir einen schönen Jahrmarkt mitbringen.
Ich weiß einen hübschen, lustigen Garten; da gehen viel Kinder
innen, haben güldene Röcklein an und lesen schöne Afel unter den
Bäumen und Birnen, Kirschen, Spillinge und Pflaumen, singen, springen
und sind fröhlich, haben auch schöne, kleine Pferdlein mit güldnen
Zäumen und silbernen Sätteln. Da fragte ich den Mann, dessen der
Garten ist, wes die Kinder wären. Da sprach er: „Es sind die Kinder,
die gerne beten, lernen und fromm sind.“ Da sprach ich: „Lieber Mann,
ich habe auch einen Sohn, heißt Hänschen Luther; könnte er nicht auch
in den Garten kommen, daß er auch solche schönen Äpfel und Birnen
essen möchte und solche feinen Pferdlein reiten und mit diesen Kindern
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