Full text: Lesebuch für das zweite Schuljahr

bei mir einkehren. Ja, sagte der liebe Gott, wenn ich einmal 
zurückkomme, will ich es thun. Da sprach der Reiche: Darf 
ich mir nicht auch dreierlei wünschen wie mein Nachbar? Ja, 
sagte der liebe Gott, das darfst du auch, aber es ist besser für 
dich, wenn du dir gar nichts wünschest. Der Reiche aber meinte: Ich 
wollte mir schon etwas wünschen, was mich glücklich macht, wenn 
ich nur wüßte, daß es erfüllt würde Da sprach der liebe Gott: 
Reit heim, und drei Wünsche sollen dir erfüllt werden. 
Nun hatte der Reiche, was er wollte, ritt heimwärts und 
fing an nachzudenken, was er sich wünschen sollte. Wie er so 
dahin ritt, ließ er die Zügel fallen, und das Pferd fing an zu 
springen. Er klopfte es an den Hals und sagte: Sei ruhig, 
Liese, aber das Pferd machte immer wieder Männchen. Da 
wurde er zuletzt ärgerlich, und als das Pferd wieder in die Höhe 
stieg, rief er ungeduldig aus: So wollt' ich, daß du den Hals 
zerbrächesft! Wie er das Wort ausgesprochen hatte, plump, fiel 
das Pferd tot hin und regte sich nicht mehr. Da war der erste 
Wunsch erfüllt. Der Reiche war aber geizig und wollte das 
Sattelzeug nicht im Stiche lassen. Da schnitt er's ab, hing's 
auf seinen Rücken und mußte nun zu Fuß nach Hause gehen. 
Sein Weg ging durch tiefen Sand, die Sonne schien heiß, 
und der Sattel drückte ihn auf den Ruͤcken. Er dachte: Ich 
habe nun noch zwei Wünsche, ich will sie aber auch so einrichten, 
daß mir gar nichts mehr zu wünschen übrig bleibt. Manchmal 
dachte er, er hätte es gefunden, aber hernach schien es ihm doch 
wieder zu wenig und zu gering. Da sprach er so in Gedanken: 
Meine Frau hat's jetzt gut, die sitzt daheim in einer kühlen 
Stube und läßt sich's wohlschmecken. Das ärgerte ihn ordent— 
lich, und ohne daß er's wußte, sprach er so hin: Ich wollte, 
die säße daheim auf dem Sattel und könnte nicht herunter, statt 
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