Pompejus und Cäsar.
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unheimlichen Wälder vorzudringen. Zwei Jahre später wiederholte er das
Unternehmen. Wie über den Rhein zog er auch zweimal über das Ärmel-
meer, um die keltischen Bewohner Britanniens kennen zu lernen.
Die Unterwerfung Galliens. Die gallischen Stämme bezwang
Cäsar in vielen, zum Teil schweren, ruhmvollen Kämpfen. Fast das ganze
Land von den Pyrenäen bis zur belgischen Küste und zum Rhein unter-
warf er seiner Herrschaft und eröffnete dadurch dem römischen Handel und
der Auswanderung neue, reiche Gebiete. Den Galliern legte er Abgaben
auf und ließ Besatzungen in den Städten zurück, unter denen Lutetia, Lug-
dunum und Burdigala hervorragten; die eigentliche Eingliederung ins
Römische Reich erfolgte erst unter Augustus. Für Cäsar selbst lag die
Bedeutung dieser achtjährigen Tätigkeit darin, daß er sich ein unbedingt
zuverlässiges Heer schuf, das er für seine weiteren Pläne gebrauchen konnte.
4. Der zweite Bürgerkrieg, 49—48. Nachdem Krassus in einem Kriege
gegen die Parther gefallen und die Julia gestorben war, erkaltete das
Verhältnis zwischen den beiden Machthabers uud Pompejus stellte sich wieder
auf die Seite des Senats. 52 zum „Konsul ohne Kollegen" ernannt, stellte
er die Ordnung in Rom her, wo die Parteien sich durch bewaffnete Banden
bekämpften und regelrechte Beamtenwahlen nicht mehr zustande kamen.
Cäsar, dessen festgesetzte Amtszeit am 1. März 49 ablief, wünschte seinen
Befehl wenigstens im Diesseitigen Gallien bis zum Ende des Jahres zu
behalten und dann Konsul zu werden, erklärte sich aber bereit, ihn niederzu-
legen, wenn auch Pompejus in den Privatstand zurücktrete. Hierauf ließ sich
der von Pompejus geleitete Senat nicht ein und erklärte Cäsar als Feind des
Staates, wenn er an einem bestimmten Tage sein Heer nicht entließe.
An der Spitze seines schlagfertigen Heeres überschritt Cäsar den Rubikon,
gewann durch sein Auftreten, da er keine Ächtungen über politische Gegner
erließ und sich und seine Freunde nicht bereicherte, die Bevölkerung für sich
und wurde in kurzer Zeit Herr von ganz Italien. Pompejus flüchtete
mit seinem Anhang nach der Balkanhalbinsel und brachte dort ein ansehn-
liches Heer zusammen. Doch konnte Cäsar ihm nicht sofort folgen, weil
noch keine Schiffe zur Überfahrt bereit waren; er zog zuerst in Eilmärschen
nach Spanien und nötigte „das Heer ohne Feldherrn" zur Übergabe. Dann
eilte er zurück und unternahm von Bruudisium die Überfahrt. Gegen das
feste Lager des Feindes bei Dyrrhachium konnte er nichts ausrichten,
lockte ihn aber nach Thessalien. Bei Pharsälus wurde 48 die Schlacht 48.
geschlagen, die der Republik den Untergang brachte; Cäsar, in dessen Heer
viele Germanen als Freiwillige dienten, besiegte und zersprengte das an
Zahl weit überlegene, aber aus den verschiedensten Bestandteilen zusammen-
gesetzte Heer des Pompejus. Dieser selbst floh nach Ägypten, wo der
junge König Ptolemäus seinem Einfluß den Thron verdankte; aber die
Vormünder des Königs ließen den ehemals so glücklichen Machthaber er-
morden, als er ans Land steigen wollte.