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diese insularen Gebiete durchsegelte, mögen auf diesem Raum von 13,500 O.M.
wenigstens 1 Vr Mill. Menschen gelebt haben, eine sehr lichte Bevölkerung,
die aber gegenwärtig auf % Mill- herabgesunken ist. Auf den 295 Q.M.
großen Sandwich-Inseln lebten in der Mitte des vorigen Jahrhunderts gegen
400,000 Seelen, im Jahr 1832 c. 130,000, im Jahre 1836 nur noch 110,000
Seelen. Verschiedene, im Volke selbst liegende Ursachen, der Kindermord, die
inneren Kriege der verschiedenen Stamme n. s. w- bewirkten, daß die malay-
ische Bevölkerung auf den australischen Inseln niemals zahlreich werden konnte.
Daß aber die Bevölkerung in unsern Tagen in so rascher Abnahme begriffen
und das gänzliche Ausfterben der Ra^e zu fürchten ist, davon ist der Grund
in der Berührung und in dem Verkehr zu suchen, in welchen
die polynesischeit Völker mit den Seenationen Europas getreten
sind- Die europäischen Schiffsleute haben ihnen zweierlei Gift gebracht, den
Branntwein und das syphilitische Gift, durch diese Gifte wird eine grauenvolle
Verwüstung unter der Bevölkerung dieser Inseln angerichtet. Die schauderhaften
Folgen, welche aus dem Handelsverkehr der Europäer mit den einheimischen
Bewohnern entspringen, können nur dadurch gemindert und vielleicht in Folge
der Zeit allmählig ganz aufgehoben werden, daß es den Missionaren der christlichen
Kirche gelingt, die Bewohner der Südsee durch das Wort vom Kreuze zu wahren
Gliedern der Kirche Christi zu machen, wie ja schon durch die Bemühungen
der britischen und nord-amerikanischen MisstonsgeseUschaften seit dem letztver-
gangenen Vierteljahrhundert die bildsamen Bewohner mehrerer Inselgruppen,
z. B. die Beivohner der Sandwichs-Jnseln, der Gesellschafts-Inseln und manche
Bewohner von Lieu-Seeland, das angestammte Heidenthum verlassen und das
Christnthum angenommen haben. Das angestaminte Heidenthum der Ma-
layen-eVölker auf den Südsee-Inseln hat eine eigenthümliche Mythologie, die
in manchen Dingen eine große Aehnlichkeit mit der Mythologie der Völker des
Alterthums zu erkennen gibt. Auch fehlt es diesem Heidenthum nicht an Mum¬
mereien, an Zauberei und Hexerei, an Täuschung der Orakel «• dgl. Nur mit
Angst und Furcht betrachtet der Südsee-Insulaner seine Gottheiten; mit skla¬
vischer Furcht betet er dieselben an; Menschenfteisch zu fressen und Menschen¬
opfer zu bringen, war fast allgemeine Sitte, und ist auf manchen Inseln nur
durch das Christenthum verdrängt worden. Ueberhaupt trifft man nirgend
anderswo ein so sonderbares Gemisch von Civilisation und bizarren Gebräuchen,
von sanften und grausamen Sitten, als auf den Inseln der Süd-See. —
Die physische Kultur beschäftigt sich mit der Erzeugung von Tropen-
Gewächsen; auch der Anbau der europäischen Getreidearten und Hülfensrüchte
ist an den geeigneten Orten eingeführt. Von Säugethieren fanden die Eurot
paer nur Fledermäuse, Ratten, Hunde, Schweine. Die Viehzucht beschränk,
sich blos auf die Zucht des Schweines unb des Huhns; auf den Sandwich-
Inseln ist jedoch auch die Zucht des Rindes, der Ziege, des Pferdes und des
Esels versucht worden. Der Vogelfang ist nicht unbedeutend; die Fischerei ist
sehr ansehnlich und gewährt ein Hauptnahrungsmittel. Die Arbeiten des
Kunstfleißes zeigen Zweckmäßigkeit, Geschmack und Eleganz. Die Ma-
layen verfertigen verschiedene Waffen, bauen Piroguen, weben zierliche Stoffe
aus den Fasern des Bananenbaumes u. dgl- —Von einer geistigen Kultur
kann bei den Polynesiern, so weit sie noch im alten Zustande leben und noch
nicht bekehrt worden sind, keine Rede sein- Ihre Begriffe vom Weltall sind
fabelhaft; doch haben sie eine genaue Zeitrechnung und ein regelmäßiges Zah¬
lensystem. — Die Polynesier theilen sich in einen Adel und Pöbel. Aus
den» erstern werden die Fürsten genommen; der letztere bildet die zahlreichste
Klasse, die aber fast überall -in Leibeigenschaft lebt und ohne Grundeigenthum
ist. Die Malayen der Süd-See bilden kleine unabhängige Staaten;
ihre Regierungsform ist eine durch den Adel eingeschränkte Monarchie. Die
Staaten find bis jetzt unabhängig geblieben von den euro-