Full text: 40 ausgeführte Lektionen nebst Zeichnungen (Schulj. 1)

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L.: Wir haben bisher von unserem Schulzimmer und den 
Dingen im Schulzimmer gesprochen. Zähle mir nochmals 
die Dinge im Schulzimmer auf, über die wir geredet haben! 
Heute wollen wir hören, weshalb (zu welchem Zweck) ihr 
jeden Tag in die Schule kommt! 
Sch.: Wir gehen in die Schule, damit wir etwas lernen. 
L.: Ja, ihr sollt hier vieles lernen, das ihr später im Leben 
notwendig braucht. Wer nichts lernt, der kann nichts. 
Das sagt ein schönes Sprüchlein: 
Lernst du was, so kannst du was! 
Lernst du nichts, so kannst du auch nichts! 
Das war aber nicht immer so, daß die Kinder in die 
Schule gingen. Hört, da will ich euch eine Geschichte von 
hier erzählen! 
Es war vor vielen, vielen Iahren. Den allerältesten 
Leuten hier sogar gedenkt es nicht mehr. Die Leute, die 
damals gelebt haben, sind schon längst alle gestorben. Die 
Leute die heute leben, waren damals noch gar nicht auf 
der Welt. Unser Schulhaus und noch viele andere Häuser 
sind damals noch nicht gebaut gewesen. Nur ein paar 
jetzt ganz alte Häuser sind schon gestanden. Schon so 
lange ist es her, als das geschah, was ich euch erzählen 
will. Die Leute von damals waren auch Bauern, Maurer, 
Schuhmacher, Schneider, Schmiede, Wagner usw. Die 
Frauen trugen auch schon ihre Eier, Milch, Butter in 
die Stadt und verkauften sie. Der Bauer verkaufte seine 
Schweine und Rinder an den Metzger wie heute. Aber da 
ging es ihnen oft schlecht. Die Frauen konnten noch 
nicht rechnen. Das merkten die schlauen Städter mri> 
gaben den Bauersfrauen weniger Geld für ihre Sachen. Erst 
daheim merkten es die Bauersfrauen, daß ihnen die Städter 
zu wenig gegeben hatten, daß sie also betrogen worden 
waren. Gerade so ging es auch dem Bauer, wenn er 
ein Stück Vieh oder Gerste und Kartoffeln verkaufte. 
Er konnte nicht ausrechnen, was die Sache wert war und 
bekam oft viel weniger Geld dafür; erst später merkte er 
es. Auch wenn die Leute etwas kauften, wurden sie be- 
trogen; denn sie konnten nicht lesen und nicht rechnen. 
Ein Maurer wollte ein Haus bauen, da konnte er nicht 
ausrechnen, wie viele Backsteine er brauchte; er bestellte 
viel zu viel oder viel zu wenig. Einmal war in einem 
Haus große Not. Die Mutter war schwer krank, und 
man sah, daß sie sterben müßte. Gar zu gerne hätte sie 
ihren Sohn noch einmal gesehen, der war aber weit weg 
von hier in einer Stadt und arbeitete dort als Schreiner- 
geselle. Was sollte man da anfangen? 
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