Full text: [Mittelstufe, [Schülerband]] (Mittelstufe, [Schülerband])

nisse. Wollte jemand Urlaub haben, so erkundigte sich der Prinz 
genau nach den Gründen. War es ein trauriger Anlab, so tröstete 
eêr; bei einem freudigen Ereignis freute er sich mit. Selten ver- 
sãumte er, Eltern und Verwandte grüben zu lassen. Lag einer 
aus der Kompanie im Lazarett, so konnte er auf den Besuch 
seines Hauptmanns bestimmt rechnen. Soweit die Lazarettord- 
nung es gestattete, brachte der Prinz dann auch wohl hleine Ge- 
schenke für den Kranken mit. Besonders liebenswürdig zeigte 
sichi Prinz Wilhelm am Weihnachtsfeste. Den Weihnachtstisch 
für seine Mannschaften half er selbst mit aufbauen, und für 
jeden einzelnen hatte er eine kleine Uberraschung bereit. Seine 
größte Freude war es, wenn er mit einem Geschenke den Wunsch 
irgend eines Mannes erfüllen konnte. 
Trotz seiner Freundlichkeit war Prinz Wilhelm im Dienste 
streng. Von Offizieren und Mannschaften verlangte er, daß jeder 
genau seine Pflicht erfülle. Hervorragende Leistungen erkannte 
eêr willig an. Der beste Schütze der Kompanie erhielt am Ende 
des Jahres eine wertvolle Uhr mit dem Namenszuge des Prinzen. 
Welch freundliches Andenken Prinz VWilhelm seinen Soldaten 
bewabrte, zeigt folgende Begebenheit. Eines Tages kehrte er 
von den Übungen auf dem Tempelhofer Felde nach Berlin zu— 
rück. Unter den vielen Menschen, die ihn grübten, befand sich 
auch ein Bierfahrer, der seine Ledertasche umgeschnallt hatte 
und dem hohen Herrn ebenfalls zujubelte. Als der Prinz diesen 
Mann bemerkte, ritt er an ihn heran, reichte ihm die Hand 
und sagte freundlich: „Guten Tag, Tappert! Wie geht's denn, 
alter Freund?“ Dieser antwortete: „Es geht ganz gut, Kaiserliche 
Hoheit.“ Darauf richtete der Prinz noch einige Fragen an ihn 
und sprach: „Besuchen Sie mich doch einmal, lieber Tappertl“ 
Dann ritt er unter dem Jubel des Volkes weiter. Tappert aber 
erzählte nun der Menge, daß er Soldat gewesen sei und während 
dieser Zeit bei dem Prinzen Dienste geleistet habe, und dabei 
konnte er die Leutseligkeit des hohen Herrn nicht genug rühmen. 
L. E. Soidol. 
219. Die Kaĩserin im Elisabeth-Hospital. 
Es war im Jahre 1888. Weihnachten, das Pest des Rinder- 
jubels, war gekommen. Überall, in Hütten und Palästen, glänzte 
der Weihnachtsbaum und erneuerte mit seinen strahblenden Kerzen 
die alte, frohe Botschaft: „Ich verkündige euch grobe Freude; 
denn euch ist heute der Heiland geborenl“ 
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