110. Mach's ebenso!
1. Die Sonne blinkt mit hellem Schein
so freundlich in die Welt hinein.
Mach's ebenso!
Sei heiter und froh!
2. Der Baum streckt seine Aeste vor,
zur Höhe strebt er kühn empor.
Mach's wie der Baum
im sonnigen Raum!
3. Die Quelle springt und rieselt fort,
zieht rasch und leicht von Ort zu Ort.
Mach's wie der Quell,
und rege dich schnell!
4. Der Vogel singt sein Liedlein hell,
freut sich an Sonne, Baum und Quell.
Mach's ebenso!
Sei rüstig und froh! Enslin
111. Die Schuhe.
Der arme Menrad hütete die Ziegen. Sein Lohn war aber so
gering, daß er sich nicht einmal Schuhe anschaffen konnte. Es froren
ihm sehr die Füße, denn es war schon spät im Herbste und das Wetter
sehr naß und kalt. Da trat ein Mann aus dem Gebüsche, der wegen
Diebstahls schon einige Male im Zuchthause gewesen war. Der Mann
sagte: „Mein Handwerk ist einträglicher als das deinige. Komm zu mir
in Dienst, so lasse ich dir neue Schuhe machen, und du darfst dich nicht
mehr so quälen und im Kothe barfuß gehen.“ Der Knabe antwortete:
„Nein, ich will lieber barfuß gehen und ehrlich bleiben, als mir durch
Unrecht das reichlichste Auskommen verschaffen. Weißt du nicht, daß
Gott ins Verborgene siehet und alles ans Licht bringt? Du hast es
ja schon erfahren, daß er das Böse straft. Es ist besser, seine Füße
mit Koth beschmuzen, als die Hände mit schlechten Thaten.“
Chr. Schmid.
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