Full text: [Theil 1 = Für untere Klassen, [Schülerband]] (Theil 1 = Für untere Klassen, [Schülerband])

53 134. Simmerspruch. 
1. Es kommt der Vogel Federlos 2. Da sitzt der Vogel Federlos 
aus hoher Luft gezogen und fühlt sich recht geborgen 
und ist auf Bäumchen Blätterlos und denkt: „Hier hast du Ruh' und Rast.“ 
ganz munter hingeflogen. Wie aber geht's ihm morgen? 
3. Am andern Morgen hat sich gleich 
Frau Mundlos hergeschwungen 
und hat den Vogel Federlos 
mit Haut und Haar verschlungen. (Goffmann v. Sallersleben.) 
II. 
Ihr wißt, nur Lenz und Sonne geben 
den andern Blumen sonst das Leben; 
uns hat in kalter Winternacht 
der grimme Frost zur Welt gebracht. 
Die Erde hat uns nicht gehegt, 
kein Gärtner freundlich uns gepflegt. 
Wir können kurze Zeit nur prangen; 
denn wenn uns Licht und Wärme droht, 
ist unsre Herrlichkeit vergangen, 
wir alle weinen uns zu Tod. 
Auch darf uns deine Hand nicht pflücken; 
wir sterben, wenn uns Hände drücken. Scherer.) 
134. Zimmerspruch. 
Das neue Haus ist aufgerichtst, in die Stube Fleiß und Frömmigkeit, 
gedeckt, gemauert ist es nicht, in die Küche Maß und Reinlichkeit, 
noch können Regen und Sonnenschein in den Stall Gesundheit allermeist, 
von oben und überall herein; in den Keller dem Wein einen guten Geist 
drum rufen wir zum Meister der Welt, die Fenster und Pforten woll' er weihn, 
er wolle von dem Himmelszelt daß nichts Unsel'ges komm' herein, 
nur Heil und Segen gießen aus und daß aus dieser neuen Thür 
hier über dieses offne Haus. bald fromme Kindlein springen für. 
Zu oberst woll' er gut Gedeihn Nun, Maurer, decket und mauert aus! 
in die Kornböden uns verleihn; Der Segen Gottes ist im Haus. Whland.) 
135. Hausinschriften. 
Väter hatten die schöne Sitte, den Giebel ihres Hauses oder den 
Eingang in dasselbe mit einem frommen Spruche zu schmücken. Leider 
erscheint das vielen Hauseigenthümern jetzt altmodisch Wie schön wär's aber, 
wenn der alte Brauͤch der Hausinschriften wieder Mode würde! Noch findet 
man in manchen Gegenden, besonders auch im Gebirge, beherzigenswerthe 
Sprüche an den Häusern. Da liest man: 
Wir sind nur kurze Gäste und bau'n uns hier so feste; doch wo wir sollen 
ewig sein, da richten wir uns ewig ein. 
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