Full text: Erzählungen aus der Weltgeschichte

— 314 — 
aus, „wäre ich nicht als Zar von Rußland geboren, so möchte 
ich englischer Admiral sein"! Drei Monate blieb er in Eng¬ 
land. Dann begab er sich abermals nach Holland, und von hier 
reiste er über Dresden nach Wien. Eben wollte er auch nach 
Italien gehen, da erhielt er die Nachricht, die Strelitzen hätten 
sich schon wieder einmal empört. 
7. Ab sch assung der Strelitzen. — Wie ein grimmiger 
Löwe fuhr er auf und eilte nach Rußland zurück. Auf der Reise 
durch Polen besuchte er den König des Landes, den starken Au¬ 
gust II., dem es ein-Leichtes war, ein Dutzend zinnerne Teller 
wie ein Papier zusammenzurollen. Auch dem Zaren gab August 
eine Probe seiner Stärke, indem er mit einem Hiebe seines 
Säbels einem Ochsen den Kopf abschlug. „Schenkt mir den 
Säbel", sagte Peter, „er ist mir nöthig, um das Haupt des 
Empörungsdrachens niederzuhauen". Doch fand er bei seiner 
Rückkehr den Aufruhr schon gedämpft: alle Gefängnisse waren 
mit Missethätern angefüllt. Peter ließ die Hauptschuldigen an 
den Galgen hängen und hob die unruhige Schaar der Strelitzen 
ganz auf. 
8. PetersSorgefür sein Volk; Erbauungvon 
Petersburg. — Was Peter im Ausland gesehen und gelernt 
hatte, das suchte er nun mit rastlosem Eifer zur Bildung seiner 
Russen zu benutzen. Mit dem Aeußeren fing er an und verbot 
die langen Kleider und langen Bärte. Wer mit einem langen 
Kleide durch's Thor ging, mußte entweder einen Zoll bezahlen 
oder unter dem Thore niederknieen und sich den Rock so weit 
abschneiden lassen, als er beim Knieen auf der Erde schleppte. 
Ebenso ging es mit dem langen Barte. Wer ihn behalten wollte, 
mußte, mit Ausnahme der Geistlichen und der Bauern, eine hohe 
jährliche Abgabe dafür bezahlen. Bei diesen Äußerlichkeiten blieb 
aber Peter nicht stehen. Er legte auch Schulen an, ließ viele 
gute Bücher des Auslandes iu's Russische übersetzen und traf in 
allen Zweigen der Staatsverwaltung durchgreifende Verbesserungen. 
Um Handel und Verkehr zu vermehren, strebte er nach dem Be¬ 
sitze bedeutender Seehäfen. Er führte daher mit Schweden einen
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.