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du wirst auch Wort halten.“ So betete Christian in seiner kind-
lichen Einfalt und ging dann in die Schule.
Als er nach Hause kam, erblickte er auf dem Tische ein
grosses Laib Brot, eine Schüssel voll Mehl und ein Körbchen voll
Eier. „Nun, Gott sei Dank!“ rief er freudig, „Gott hat mein
Gebet erhört. Mutter, hat ein Engelein dieses alles zum PFenster
hereingebracht?“ — „Nein,“ sagte die Mutter, „aber Gott hat dein
Gfebet dennoch erhört. Als du am Altare beteétest, kniete die
Frau Amtmannin in ihrem vergitterten Kirchenstuhle. Du Konntest
sie nicht sehen, aber sie hat dich gesehen und dein Gebet gehört.
Deshalb hat sis uns dieses alles geschiekt. Sie war der Engel,
durch den uns Gott geholfen hat. Nun, Rinder, so danket denn
alle Gott, seid fröhlich und vergesset in eurem Leben nicht den
schönen Spruch:
Vertrau auf Gott und lass ihn walten,
er wird dieb wunderbar erhalten—“
259. Dor Mann im Mondo.
Vor alten Zeiten ging ein Mann am lieben Sonntagmorgen
in den Wald, hieb sich Holz ab, eine grosse, mächtige Wello,
dand sie, stecktoe einen Stock hinein, hockte die Welle auf und
trug sie nach Hause zu. Da begegnete ihm upnterwegs ein hüb-
scher Mann in Sonntagskleidern, der wollte wohl in die Rirche
gehen, blieb stehen und redete den Weéllenträger an und sagte:
„Weisst du nicht, dass auf Erden Sonntag ist, an welchem Tage
der liebe Gott ruhte, als er die Welt und alle Tiere und die Men-
schen geschaffen hatte? Weéisst du nicht, dass du den Feiertag hei-
ligen sollstꝰ“
Der Fragende war aber der liebe Gott selber. Jener Holz-
hauer aber war ganz verstockt und antwortete: „Sonntag auf Erden
oder Montag im Himmel, was geht das mich an, und was geht es
dich an?“ — „So sollst du deine Reisigwelle tragen ewiglich!“
sprach der liebe Gott, „und weil dir der Sonntag auf Erden so
gar unwert ist, so sollst du fortan ewigen Montag haben und sollst
im Monde stehen, ein Warnungsbild für die, welche den Sonntag mit
Arbeéit schanden.“
Von der Zeit an stebt im Monde immer noch der Mann mit
dem Holzbündel und wird auch wohbl so stehen bleiben bis in alle
Pwigkeit.