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gefangen sei. Da sandten sie einen Brief an den Amtshauptmann zu
Zwickau und versprachen, den Prinzen wohlbehalten auszuliefern, wenn
sie nicht bestraft würden; sonst würden sie erst den Prinzen und dann
sich selbst töten. Es wurde ihnen Straflosigkeit zugesagt, und schon
am 11. Juli war der Prinz in Hartenstein. In feierlichem Zuge
wurden die befreiten Prinzen nach Altenburg zurückgebracht.
Der wackere Kohlenbrenner, der den Kunz so weidlich getrillt
hatte, wurde reichlich belohnt. Der Kurfürst forderte ihn auf, sich
eine Gnade auszubitten. In seiner Bescheidenheit bat er um weiter
nichts als um freies Holz zum Kohlenbrennen. Das wurde ihm ge—
währt, und außerdem erhielt er noch für sich und seine Nachkommen
ein Freigut in der Gegend von Zwickau. Kunz aber wurde auf dem
Marktplatze zu Freiberg enthauptet, und seine Helfer Schweinitz und
Schwalbe starben eines noch schrecklicheren Todes.
Die geretteten Prinzen wuchsen heran zur Freude ihrer Eltern und
wurden die Stammväter der beiden sächsischen Regentenlinien.
351. Jagdschloss Moritzburg.
Zwischen den Städten Dresden und Radeburg zieht sich ein
grosser, pràchtiger Wald hin. In der NMitte desselben liegt, nahe
dem Flecken Eisenberg, das Königliehe Jagdschloss Moritz-
burg. Es hat seinen Namen von dem Rurfürsten Moritz, der den
Bau begann, ihn aber nicht zu Ende führen konnte. Der eigent-
liche Erbauer ist der Kurfürst Vater August.
Das Schloss liegt in einem Teiche, auf einer Insel, die mit
dem Ufer durch zwei feste Damme verbunden ist. Vier runde
Türme, die sieh in den Klaren Fluten spiegeln, geben dem ganzen
Baue eéin malerisches Aussehen.
Wenn wir die Räume des Schlosses durchwandern, so werden
wir auf Schritt und Tritt daran erinnert, dass es ein Jagdschloss
ist. Im Speisesaale staunen wir über die vielen grossen Hirsch-
geweihe, mit denen die Wände geschmückt sind. Keines derselben
zählt weniger als 24 Enden, und zwei sind ganz besonders merk-
würdig. Diese rühren von zwei Hirschen her, die witeinander
kampften, wobei sich ihre Geweihe so ineinander schlangen, dalss
die Tiere nicht wieder voneinander loskommen konnten und ver-
hungern musssten. In diesem Saale zeigt man auch ein Geweih,
das in der einen Schaufel eine Höhlung hat und zuweilen als
Trinkgefäss dient. Wenn ein fürstlicher Gast Moritzburg zum