Full text: [Teil 3, [Schülerband]] (Teil 3, [Schülerband])

als Elefant gilt da die Maus, 
der Fingerhut ist da ein Haus, 
die Fenster sind wie Nadelöhre, 
ein Glas voll Wasser wird zum Meere, 
der dickste Baum ist dünn wie ein Haar, 
ein Augenblick ist da ein Jahr. 
So ist es im Lande der Riesen: 
Da nähen die Schneider mit Spießen, 
da stricken die Mädchen mit Stangen, 
da füttert man Meisen mit Schlangen, 
da malen mit Besen die Maler, 
da macht man wie Kuchen die Thaler, 
da schießt man die Mücken mit Pfeilen, 
da webt man die Leinwand aus Seilen. 
55. Das wohlbezahlte Gespenst. 
Joh. peter Hebel. 
In einem gewissen Dorfe, das ich wohl nennen könnte, gebt 
ein üblicher Fussweg über den Kirchhof und von da durch den 
Acker eines Mannes, der an der Kirche wohnt, und es ist ein 
Recht. Wenn nun die Ackerwege bei nasser Nitterung schlüpfrig 
und ungangbar waren, ging man immer tiefer in den Acker hinein 
und zertrat dem Eigentümer die Saat, so dass bei anhaltend 
feuehter VWitterung der Weg immer breiter und der Acker immer 
schmäler wurde, und das war kein Recht. Zum Teil wulste nun 
der beschädigte Mann sich wohl zu helfen. Er gab bei Tag, 
wenn er sonst nichts zu thun batte, fleissig acht, und wenn ein 
unverstündiger Mensch diesen Weg kam, der Leber seins Schuhe 
als seines Nachbars Gerstensaat schonte, so lief er schnell hinzu 
und pfändete ihn oder that's mit ein paar Ohrfeigen kurz ab. 
Bei Nacht aber, wo man noch am ersten einen guten Weg 
braucht und sucht, war's nur desto schlimmer, und die Dornen— 
äste und Rispen, mit welchen er den Wandernden verständlich 
machen wollte, wo der Weg sei, waren allemal in wenig Michten 
ausgerissen oder niedergetreten, und mancher that's vielleicht 
mit Fleiss. Aber da kam dem Manne etwas anderes zu statten. 
Es wurde auf einmal unsicher auf dem Kirchhofe, über 
welehen der Weg ging. Bei trockenem Wetter und etwas hellen 
Nachten sal man oft ein langes, weilses Gespenst über die Gräber 
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