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IV. Die Geologie im erdkundlichen Unterricht.
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Bekanntlich nennt man die Lagerung zweier Schichten, die vollkommen
gleiches Fallen und Streichen besitzen, konkordant. Hat jedoch jede der
beiden Schichtreihen verschiedenes Fallen und Streichen, so spricht man von
diskordanter Lagerung. Wurden die Schichtreihen einer Formation
aufgerichtet und später durch die Erosion abgetragen, und trat dann das
Meer einer späteren Periode durch Senkung des Landes über diese in Täler
und Berge zerschnittenen Schichten, so spricht man von Erosionsdiskordanz
(Fig. 63). Wurden dagegen die aufgerichteten Schichten von der Brandung
des an das Festland angrenzenden Meeres abgetragen, so daß sich eine der
heutigen Fördenküste ähnliche Erscheinung darbot, so spricht man von einer
Transgression. Die durch die Meeresbrandung geschaffene Fläche nennt
man Abrasionsfläche (Fig. 64).
Fig. 63 Fig. 64
Das Kreidemeer hat nun die steil aufragenden Schichten des Karbons
transgrediert uud zunächst die Vertiefungen des ehemaligen Strandes mit
einem aus Karbongeröllen bestehenden Strandkonglomerat ausgefüllt.
Hierauf legt sich der dunkelblaue „Essener Grünsand", weiter eine helle,
knollige Kalkbank, während den Abschluß Labiatuspläner bildet. Die dis-
kordante Überlagerung läßt sich dort, wo Aufschlüsse nicht vorhanden sind,
durch Modelle mit Plastilin oder Versuche mit Ton und Sand nachweisen.
Der Kalksteinbruch, die Mergelgrube geben Veranlassung, die wirt-
schaftliche Bedeutung des Kalks und Mergels für Industrie und Landwirt-
schaft zu besprechen. Man wird hier die verschiedenartige Zusammen-
setzuug des Kalksteins, seine Entstehung als Riffkalk (Korallen), kristalliner
Kalk, Mergel (Ton- und Sandgehalt) besprechen und Gelegenheit haben,
auf die Sedimente hinzuweisen, die sich noch jetzt im Meere bilden. Daß
der Kalk ein hervorragendes Mittel zur Erhaltung der Fossilien ist, wurde
schon erwähnt. Bei der Behandlung der Kalkgebirge darf nicht unerwähnt
bleiben die Löslichkeit des Gesteins gegenüber der chemischen und mecha-
nischen Wirkung des Wassers (siehe unter Verwitterung), die Neigung zur
Bildung von Höhlen und Klüften, die teils mit Kalkspat, Erzgängen und
vielfach diluvialem Höhlenlehm, der wiederum die Knochen eiszeitlicher Säuge-
tiere und menschliche Steinartefakte enthält, ausgefüllt sind.
Ganz andere Aufgaben treten uns entgegen, wenn der Weg in einen
Granitbruch führt/ Sein Auftreten als kristallines Grundgebirge,
seine Zusammensetzung aus Feldspat, Quarz und Glimmer zu einem ge-
mengten Gestein, seine große Härte werden Gegenstand der Besprechung
sein müssen. Durch Herstellung von Dünnschliffen eines Schichtgesteins,