Full text: [Band 1, [Schülerband]] (Band 1, [Schülerband])

5 
Kröte war uun am Nachmittage nach dem nächsten Moore zu ihrer 
Base, einer Unke, gegangen und hatte ihr so viel zu erzählen 
gewußt, daß es darüber dunkel geworden war. Jetzt am Abend kam 
sie leise nach Hause geschlichen. Als sie in ihrem Hause den Jubel 
hörte, trat sie noch leiser auf; so kam es, daß die Leutchen drinnen 
sie nicht eher gewahr wurden, als bis sie mitten unter ihnen stand. 
Das war eine unerwartete Störung. Der Käfer fiel vor Schreck 
auf den Rücken, und es dauerte fünf Minuten, ehe er wieder auf die 
Beine kommen konnte. Das Leuchtkäferchen dachte erst zu spät daran, 
daß es hätte sein Laternchen auslöschen sollen, um in der Dunkelheit 
zu entwischen. Die Grille ließ mitten im Takte ihr Violinchen sallen, 
die Ameise sank aus einer Ohnmacht in die andere, und selbst die 
Schnecke, die sonst nicht so leicht außer Fassung zu bringen ist, bekam 
Herzklopfen. Sie wußte sich aber schnell zu helfen; sie kroch in ihr 
Häuschen, riegelte die Tür hinter sich zu und sprach zu sich: „Was 
da will, kann kommen! Ich bin für niemand zu Hause.“ 
Nun hättet ihr aber hören sollen, wie die Kröte die armen Leutchen 
heruntermachte! „Da hat sich ja ein schönes Lumpengesindel zusammen— 
gefunden! Ist das eine Herberge für Landstreicher und Dorfmusikanten? 
Nicht aus dem Hause kann man gehen, gleich geht der Unfug los! 
Augenblicklich packt jetzt eure Siebensachen und dann fort mit euch, 
oder ich will euch schon Beine machen!“ 
Was war zu tun? Die armen Leute wagten gar nicht erst, sich 
aufs Bitten zu legen, sondern nahmen ihre Sachen auf, riefen der 
Schnecke durchs Schlüsselloch zu, daß sie mitkommen sollte, und als 
auch diese sich fertig gemacht hatte, zogen sie alle zusammen von 
dannen, voran das Johanniswürmchen, um auf dem Wege zu leuchten, 
dann der Käfer, dann die Ameise, dann die Grille und zuletzt die 
Schnecke. Als sie ein Stück gegangen waren, merkten sie, daß die 
Schnecke nicht mehr bei ihnen war. Sie riefen alle zusammen in den 
Wald zurück: „Schnecke, Schnecke! Komm doch!“ — erhielten aber 
keine Antwort. Sie war schon so weit zurückgeblieben, daß sie die 
Rufe nicht mehr hören konnte. 
Die anderen zogen betrübt weiter, und nach langem Umherirren 
fanden sie unter einer Baumwurzel ein leidlich trockenes Plätzchen. Da 
brachten sie die Nacht zu unter großer Unruhe und ohne viel zu 
schlafen. Wenn sie auch mit heiler Haut davongekommen waren, so 
blieb es immerhin ein schlimmes Abenteuer, und die mit dabei gewesen 
sind, werden daran denken, solange sie leben. 
Johannes Trojan. 
5
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.