26. Noch zu klein.
Ich bin noch klein, ich kann noch nicht in die Kirche gehen und muß
mit traurigem Gesicht hinterm Fenster stehen. Die andern gehn mit
frohem Sinn so allzusammen immer hin. Doch stille nur, die Zeit ist
nah, dann bin auch ich mit ihnen da und singe mit die schönen Lieder
und höre recht und merk' und lern' von Jesus Christus und Gott dem
Herrn. Hey.
27. Vom süßen Brei.
Es war einmal ein armes, frommes Mädchen, das lebte mit seiner
Mutter allein, und sie hatten nichts mehr zu essen. — Da ging das Kind
hinaus in den Wald. Es begegnete ihm darin eine alte Frau, die wußte
seinen Jammer schon und schenkte ihm ein Töpfchen, zu dem es nur sollte
sagen: „Töpfchen, koch,“ so kochte es guten, süßen Hirsebrei; und wenn
es sagte: „Töpfchen, steh,“ so hörte es wieder auf zu kochen. Das arme
Mädchen brachte den Topf seiner Mutter heim, und nun waren sie ihrer
Armut und ihres Hungers ledig und aßen süßen Brei, so oft sie wollten.
Auf eine Zeit war das Mädchen ausgegangen. Da spricht die Mutter:
„Töpfchen, koch,“ da kocht es, und sie ißt sich satt. Nun will sie, daß
das Töpfchen wieder aufhören soll, aber sie weiß das Wort nicht. Also
kocht es fort, und der Brei steigt über den Rand heraus und kocht immer
zu, die Küche und das ganze Haus voll und das zweite Haus und dann
die Straße, als wollt's die ganze Welt satt machen, und ist die größte
Not, und kein Mensch weiß sich da zu helfen. Endlich, wie nur noch
ein einziger Weg übrig ist, da kommt das Kind und spricht nur: „Töpfchen,
steh.“ Da steht es und hört auf zu kochen, und wenn sie wieder in die
Stadt wollten, haben sie sich durchessen müssen. Grimm.
28. Zwei Rätsel.
Ohren hat es lang, ein Schwänzchen hat es klein,
wie der Wind läuft es in den Wald hinein,
der Jäger mit Hut und Flinte hinterdrein.
In seiner Tasche bringt er es nach Haus,
die Köchin zieht ihm das Pelzchen aus
und macht einen köstlichen Braͤten daraus.
Zwei Löcher hab' ich,
zwei Finger brauch' ich;
so mach' ich Langes und Großes klein
und trenne, was nicht beisammen soll sein.