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X. Die neuste Dichtung.
2. Die mir, wenn staubbedeckt der heiße Tag
In Mannespflicht und Arbeit war gegangen,
— Am weißen Arme blitzen Güldenspangen —
Den kühlen Trunk kredenzte im Gemach.
3. Die liebestill manch Hindernis entrückte
Und breite Sorgenströme überbrückte,
Die treue Hand, die schöne, anmutreiche,
4.0 laß sie ruhen einst aus meinem Herzen,
Wenn ich verlasse dieses Land der Schmerzen,
Daß ich gesegnet bin, wenn ich erbleiche.
313. Auf dem Kirchhof.
1. Der Tag ging regenschwer und sturmbewegt,
Ich war an manch vergessenem Grab gewesen.
Verwittert Stein und Kreuz, die Kränze alt,
Die Namen überwachsen, kaum zu lesen.
2. Der Tag ging sturmbewegt und regenschwer,
Auf allen Gräbern fror das Wort: Gewesen.
Wie sturmestot die Särge schlummerten,
Auf allen Gräbern taute still: Genesen.
314. Der Heidebrand.
1. „Herr Hardesvogt, vom Whistlisch weg!
Viel Menschen sind in Gefahr.
Es brennt die Heide von Djernisbeg
Und das Moor von Munkbrarupkar."
Schon steh' ich im Bügel, schon bin ich im Sitz,
In den Sattel springt der Gendarm wie der Blitz.
Just schlägt es im Städtchen Elock zwölfe;
Wir reiten, als hetzten uns Wölfe.
2. Hier schläft ein Garten in Mitternachtruh',
Dort dämmert im Mondschein der Busch.
Und Felder und Wälder verschwinden im Nu,
Wir fliegen vorüber im Husch.
Und sieh, in der Eb'ne stäubt Funkengeschwärm',
Schon murmelt herüber verworrener Lärm.
Es gilt! Die Sporen dem Pferde!
Der Bauchgurt berührt fast die Erde.