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Anna und Fritzchen sahen ihm an der Haustür noch lange nach;
dann kehrten sie in die Stube zurück. Aber wie groß war ihr Erstaunen,
als sie die Tür öffneten! Heller Lichterglanz strahlte ihnen entgegen,
und die schönsten Spielsachen lagen unter dem glänzenden Tannenbaum
für sie ausgebreitet. Ihre Freude war so groß, daß sie schließlich gar
nicht bemerkten, wie ihre Eltern schon einige Zeit in der offenen Stuben—
tür standen und schauten und schauten und auch nicht wußten, was sie
zu alle dem sagen sollten, bis sie endlich von den Kindern hörten, wie
das alles zugegangen war. Da freuten sich die Eltern recht herzlich
mit den Kindern.
Der Weihnachtsmann hat dann auch sein Versprechen gehalten
und ist am nüchsten Weihnachtsabend wieder zu Fritzchen und Anna
gekommen und ist Jahr für Jahr wiedergekommen; denn die beiden
Kinder blieben so fleißig und artig wie zuvor.
Nach Otto Kelberg von Georg Paysen Petersen.
32. Kneent Ruprecht.
Von drauß, vom Walde komm' ioh her;
ich muß eueh sagen, es weihnachtet sebr!
Allüberall auf den Tannenspitzen
sah ich goldene Lichtlein sitzen,
und droben aus dem Himmelstor
sal mit groben Augen das Ohristkind hervor.
Und wie ieh so stroloeht' dureh den finstern Tann,
da rief's mich mit heller Stimme an:
„Knecht Ruprecht,“ rief es, „alter Gesoll,
hebe die Beine und spute diceh schnell!
Die Kerzen fangen zu brennen an;
das Himmelstor ist aufgetan;
Alt' und Junge sollen nun
von der Jagd des Lebens einmal ruhn,
und morgen flieg' ieh hinab zur Erden;
denn es soll wieder Weihnachten werden!“
Ieh spraeh: ,O lieber Herre Ohrist,
meine Reise fast zu Ende ist;
ich soll nur noch in diese Stadt,
wo's eitel gute Kinder hat.“
— „Hast denn das Säcklein aueh bei dir?“
Ich sprach: „Das Säcklein, das ist hier;
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