Laib Brot für den Hunger, ein Krüglein Wasser für den
Durst und ein Stühlchen für die Müdigkeit.
3. Wie das Schwesterchen in den Glasberg kommt.
Nun ging es immer zu, weit, weit bis an der Welt Ende.
Da kam es zur Sonne; aber die war zu heiß und fürchter—
lich und fraß die kleinen Kinder. Eilig lief es weg und hin
zum Mond; aber der war gar zu kalt und auch grausig
und bös; und als er das Kind merkte, sprach er: „Ich
rieche, rieche Menschenfleisch.“ Da machte es sich geschwind
fort und kam zu den Sternen; die waren ihm freundlich
und gut, und jeder saß auf seinem besonderen Stühlchen.
Der Morgenstern aber stand auf, gab ihm ein Hinkelbein—
chen und sprach: „Wenn du das Beinchen nicht hast, kannst
du den Glasberg nicht aufschließen; und in dem Glasberg,
da sind deine Brüder.“
Das Mädchen nahm das Beinchen, wickelte es wohl in
ein Tüchlein und ging wieder fort, so lange, bis es an den
Glasberg kam. Das Tor war verschlossen, und es wollte
das Beinchen hervorholen; aber wie es das Tüchlein auf—
machte, so war es leer, und es hatte das Geschenk der
guten Sterne verloren. Was sollte es nun anfangen?
Seine Brüder wollte es erretten und hatte keinen Schlüssel
zum Glasberg. Das gute Schwesterchen nahm ein Messer,
schnitt sich ein kleines Fingerchen ab, steckte es in das Tor
und schloß glücklich auf. Als es hineingegangen war, kam
ihm ein Zwerglein entgegen, das sprach: „Mein Kind, was
suchst du?“ —,„Ich suche meine Brüder, die sieben Raben,“
antwortete es. Der Zwerg sprach: „Die Herren Raben
sind nicht zu Haus; aber willst du hier so lange warten,
bis sie kommen, so tritt ein.“ Darauf trug das Zwerglein
die Speise der Raben herein auf sieben Tellerchen und in
sieben Becherchen, und von jedem Tellerchen aß das Schwester⸗
chen ein Bröckchen, und aus jedem Becherchen trank es ein
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