Full text: [Erster Theil, [Schülerband]] (Erster Theil, [Schülerband])

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149. Der alte Iofhund. 
Es hatte ein Bauer einen treuen Hund, der Sultan hiess; 
der war alt geworden, so dass er nicht mehr recht packen 
konnte. Da stand der Bauer einmal bei seiner Prau und 
sprach: „Den alten Sultan schiesse ieh todt, der ist zu viehts 
mehr nütze.« Der Erau that der Hund leid, und sie antwor— 
teto: „Pr hat uns so lange gedient, dass wir ihm könnten das 
Gnadenbrot geben.« „Li was!« spraeh der Mann, „du bist 
nicht recht gescheit; er hat keinen Zahn mehr im Maule, und 
kein Dieb fürehtet sich vor ibhm; hat er uns gedient, so hat 
er sein gutes Fressen dafür bekommen, jetzt taugt er nieht 
mehr, und da Kann er abgehen.“ 
Der Hund, der nicht weit davon lag, hatte alles mit an- 
ehört, erschraß und war traurig, dass morgen sein letzter 
sein sollte. Nun hatte er, einen guten Freund, das war 
der Wolf; zu dem ging er abends hinaus in den Wald und 
erzahlte, was für ein Scehbieksal ihm bevorstehe. „Mach dir 
keine Sorgen,“ spraeh der Wolt, „ieh weiss einen guten Bath. 
Morgen ganz früh gebt dein Herr mit seiner Erau ins Heu, 
und sie nehmen ibhr kleines Kind mit, das legen sie bei der 
Arbeit hinter die Hecke in den Schatten; da leg dieh daneben, 
gleieh als wolltest du es bewachen. Dann vill ieh aus dem 
Walde kommen und das Kind rauben, du musst mir nachsprin- 
gen mit allen Kräften, als wolltest du mir's abjagen. Ieh lass' 
s fallen, und du bringst es wieder; dann glauben sie, du 
hattest es gerettet, und sind dir viel zu en dir etwas 
zu thun; im Gegentheil, du kommst in völlige Gnade, und es 
wird dir an niehts fehlen.“ 
Der Anschlag gefiel dem Hunde, und wie er ausgedacht 
war, so wurde er auch ausgeführt. Der Bauer schrie, als er 
den Wolf mit seinem Kindé dureh's Feld laufen sah; als es 
aber der alte Sultan wieder zurückbrachte, da war er froh, 
streichelte ihn und sprach: „Dir soll niehts Böses wiederfahren; 
du sollst das aee haben, so lange du lebst!« Dann sagte 
er zu seiner Frau: „Geb gleieh heim und koch dem alten Sulfan 
einen Milebbrei, den braueht er nicht zu beissen; und mein Kopf- 
kissen schenke ieh ihm auch zu seinem Lager.« Von nun an 
hatte es der Sultan so gut, als er siel's nur wünschen Konnte. 
Der Wolf besucehte ibn und freute sich, dass es s0 wohbl 
gelungen war. „EHör, Landsmann,“ sprach er, „du wirst doch 
wvohl ein Auge zudrücken, wvenn ieh deinem Herrn ein fettes 
Schaf wegholen kann? Es wird einem heutzutage sehwer, sieh 
durcehzuschlagen.«“ — „Nein,« antwortete der Hund, „meinem 
Herrn bin ich treu, das Kann ieh nieht zugeben.“ — Der 
Wolf meinte indessen, das wäre Lein Ernst, und kam in der 
Nacht, den guten Bissen abzuholen; aber der treue Sultan 
hatto dem Hèvru alles angezeigt, so dass dieser in der Scheuer 
aufpasste und dem Wolf garstig dié Haare kämmte. 
Erimm.
	        
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