Full text: [Erster Theil, [Schülerband]] (Erster Theil, [Schülerband])

Kindlein, o sprich, 
Warum liebst du dein Mütterlein doch so inniglich? 
Und das Kindlein spricht: 
„Das weißt du nicht? — 
„Weil's mich hegt und pflegt, 
„Auf den Armen trägt, 
„Wacht, wenn ich bin krank, 
„Giebt mir Speif' und Trank, 
„Giebt mir Kleider und Schuh' 
„Und viel Küsse dazu, 
„Und ist mir so gut, 
„Wie's kein Andrer thut, 
„D'rrum lieb' ich's so sehr, 
„Kann gar nicht sagen, wie sehr, wie sehr.“ Remick 
14. Das gute Lenchen. 
Lenchens Vater sagte einmal im Frühling bei Tische, 
als von den Blumen geredet wurde, er liebe vor allen 
Blumen das kleine duftige Veilchen. Das hatte sich Lenchen 
gemerkt, und jetzt stand sie alle Morgen eine Stunde früher 
auf, ging in die Wiese, wo die Veilchen ihre blauen Auglein 
öffneten, pflückte ein Sträußchen, that sie bei Hause in ein 
hübsches Glas und stellte sie ganz heimlich dem Vater auf 
den Schreibtisch. Das machte sie alle Tage so. Der Vater 
merkte es bald, wer ihm die Blümlein schenkte. Er sagte 
nichts; aber er freute sich doch recht herzlich über sein gutes 
Töchterlein. glauu 
15. Der suße Brei. 
Es war einmal ein armes, frommes Mädchen, das lebte 
mit seiner Mutter allein, und sie hatten nichts mehr zu essen. 
Da ging das Kind hinaus in den Wald, und es begegnete 
ihm eine alte Frau, die wußte seinen Jammer schon und 
schenkte ihm ein Töpfchen, zu dem sollte es sagen: „Töpfchen, 
koche“, so kochte es guten, süßen Hirsebrei, und wenn es 
sagte: „Töpfchen steh!“ so hörte es wieder auf zu kochen. 
Das Mädchen brachte den Topf seiner Mutter heim, und 
nun waren sie ihrer Armuth und ihres Hungers ledig und 
aßen süßen Brei, so oft sie wollten. Auf eine Zeit war 
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