Die außerdeutschen Länder. 103
einen Schein von Selbständigkeit, daß sie den Dänen alljährlich einen
hohen Tribut, den „Dänenzoll", zahlten; dann aber unterwarf der Dänen-
könig England. Sein Sohn, Knut der Große (1016 — 1035),
vollendete das Werk und suchte der Erwerbung dadurch einen Schein der
Rechtmäßigkeit zu verleihen, daß er die Witwe des letzten angelsächsischen
Königs heiratete. Seine Härte wurde dem Lande zum Segen; denn er
stellte mit eiserner Strenge die verfallene Zucht wieder her. Nach seinem
Tode bestieg ein angelsächsischer Prinz, der bei den Verwandten seiner
Mutter in der Normandie Zuflucht gesucht hatte, Eduard, der „Be-
kerntet:" genannt, den Thron seiner Väter. Er verstarb kinderlos, und
nun machte sein Verwandter, Wilhelm von der Normandie, dem
Eduard die Nachfolge zugesichert haben soll, Ansprüche auf den Thron.
Dieser war aber bereits durch einen vornehmen Engländer, Harald ge-
heißen, eingenommen. In der blutigen Schlacht bei Hastings in Süd- 1060
england siegte Wilhelm „der Eroberer", Harald fiel, und in England
kamen die Normannen auf den Thron.
I). Die nordischen Reiche. Während die skandinavischen Könige
sich den Bekehrungsversuchen der norddeutschen Mission durch Ansgar,
Unni, Adeldag und Adalbert von Bremen eher zugänglich zeigten, hielten
ihre Unterthanen an dem heidnischen Glauben noch lange fest. Erst um
das Jahr 1000 beugten auch sie sich dem Evangelium und gingen all-
mählich zu einem seßhaften und gesitteten Leben über. Anfangs wurde
die Macht der nordischen Könige durch Stammeshäuptlinge beschränkt;
als die Königsgewalt obsiegte, wandten jene sich nach Island und
legten auf Grönland eine Kolonie an, die bis ins 14. Jahrhundert
bestand. Isländer kamen bereits nach Nordamerika (Wmlattd).
Wie die Normannen, hier Wäringer genannt, den Grund zum rus¬
sischen Reiche legten, so befestigten sie auch ihre Herrschaft in Unter¬
italien (S. 86). Robert Guiscard nahm Neapel, sein Bruder Ro-ger
beherrschte Sicilien. Als ersterer kinderlos starb, eroberten Rogers Nach-
kommen auch llnteritalien und begründeten das Königreich Neapel und
Sicilien.
c. Auf der pyreuiiischeu Halbinsel herrschten im 10. Jahrhundert
die Kalifen von Cordova. Unter ihnen gelangte das Land zu großer
Blüte, während im Osten das Kalifat zu Bagdad ganz aufhörte. Indem
nun einzelne mohammedanische Reiche ausschieden, trat eine Schwächung
des Islams ein. Auch in Spanien mußten seine Anhänger allmählich
wieder den Christen das Feld lassen. Diese brachen aus den Gebirgen
im Norden der Halbinsel hervor und bildeten in siegreichem Kampfe die
Reiche Asturien, Kastilien, Navarra, Katalonien, Aragonien
und Portugal. Soweit sie das Land unterwarfen, errichteten sie Burgen,
wonach das eroberte Land den Namen Kastilien erhielt (castillo = Burg).