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hervorbringt. Wenn ich die Welt erschaffen hätte, so hätte mir der
Eichbaum mit lauter großen, goldgelben, zentnerschweren Kürbissen
prangen müssen. Das wäre eine Pracht zum Ansehen gewesen!
Kaum hatte er dieses gesagt, so fiel hoch von dem Gipfel des
Baumes eine Eichel herab und traf ihn so stark auf die Nase, daß
sie blutete. O weh! rief jetzt der erschrockene Mann, da habe ich
für meine Naseweisheit einen derben Nasenstüber bekommen. Wenn
diese Eichel ein Kürbis gewesen wäre, so hätte er mir die Nase
ganz zerquetscht. Christoph v. Schmid
15. Eile mit Weile.
Ein Fuhrmann fuhr abends mit einem geladenen Wagen in
größter Eile der Stadt zu. Komme ich noch vor Torsperre in die
Stadt? rief er einem Reisenden zu, an dem er vorbeijagte. O ja,
sagte der Reisende, wenn Ihr langsamer fahrt! Der Fuhrmann
dachte: der Mensch ist nicht gescheit! peitschte auf seine Pferde los
und fuhr noch schneller auf der holprigen Straße, so daß Pferde
und Raͤder rauchten. Plötzlich brach ein Rad; der Wagen fiel um
und Kisten und Fässer lagen auf der Straße und im Graben. Der
Reisende holte den Fuhrmann bald ein und sprach: Seht Ihr nun,
daß ich recht hatte? Ich komme zu Fuß noch wohl in die Stadt; Ihr
aber mit Euren zwei Pferden könnt sie heute nicht mehr erreichen.
Ihr dachtet mit Eurem Eilen einige Kreuzer Sperrgeld zu ersparen
und habt nun einen Schaden von mehreren Gulden.
Christoph v. Schmid.
16. Die Zugvögel.
Wenn die Blätter auf den Bäumen sich gelb und rot färben und
ein Blatt nach dem andern herniederfällt auf die Erde, dann ver⸗
lassen uns fast alle die lieben Sänger, die im Frühling und Sommer
in Garten, Feld und Wald ihre Lieder hören ließen. Manche ziehen
allein, manche als Pärchen, manche in großen Schwärmen. Dann
klagt die Schwalbe: Wir armen Vögel trauern sehr, wir haben
keine Heimat mehr. Wir müssen jetzt von hinnen flieh'n und in
die weite Ferne zieh'n.
Warum müssen denn die Vöglein fortziehen? Ach, sie können
ja den kalten Winter nicht ertragen; denn wie sollten sie unter Eis